Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 229

[zwischen 1339 und 1344], Mainz

Die Bürgermeister und der Rat zu Mainz (Meintze) schreiben ihren eitgenossen (1), dem Meister und dem Rat zu Straßburg (Strazburg), dass sich die Grafen Gerlach [I.] von Nassau (Nassawe) und sein Sohn Graf Adolf vor der Mainzer Ratsversammlung einfanden und eugeten [zeigten] und clageten uns von Aaron, uwerem juden und burger, dieser habe die Abmachung gebrochen, ihnen bis uf den zwolften dag, der da nechst vergangen ist, 1.200 Pfund Heller an judenpagament (2) zu leihen und diese zu ihren Altschulden hinzuzuzählen, wie Aarons Bruder Kolun das zwischen den Grafen und Aaron abgesprochen habe. Kolun soll dies vor dem Straßburger Rat bekennen, so wie er es schon in Mainz vor mehreren Ratsgesellen und hinzugebetenen fruͦnden sowie weiteren ehrbaren Leuten getan habe. Ebenso habe Kolun auch ausgesagt vúr unsern .. iudenmeisteren und .. der iuden bischove, vor denen er bezuget hait bit sime iudischem eyde ane liebe, ane miede und ane allerleie betwang, dass Aaron ihn gebeten habe, ihm eine schriftliche Nachricht (nottel) nach Straßburg zu bringen des Inhalts, dass die Schuldbürgen (gysel und burgen) unter den vereinbarten Bedingungen bereit stünden. In diesem Falle wollte Aaron Kolun zufolge den Grafen von Nassau die 1.200 Pfund unverzüglich überantworten. Als Aaron besagte Nachricht erhielt und mit dem Inhalt zufrieden war, habe er Kolun zugesagt, die Abmachung zu erfüllen, und ihm gelobt, wenn ihm eine besiegelte Schuldurkunde gleichen Inhalts nach Straßburg gebracht werde, würden die Grafen sogleich das Geld erhalten. Diese Urkunde wurde von Petermann, geschworener Diener der Stadt Mainz, Aaron ebenso überbracht wie gegenwärtiges Schreiben des Mainzer Magistrats. Letzterer hielt die Angelegenheit daraufhin für erledigt und beklagt nun, dass Aaron, uwer iude und burger, den Grafen der sachen uz gegangen sei und ihnen die 1.200 Pfund nicht geliehen habe, was den Nassauern sehr grossen Schaden verursacht habe und noch verursache. Der Mainzer Magistrat verweist darauf, von seinen fruͦnden vertraulich gewarnt worden zu sein, ob Aaron die selben graven nit unclagehaft machet, daz sie danne daz .. allen iren herren, fruͦnden und magen von ime eugen und klagen wolnt als lange, bit sie dez von ime richtúnge gewynnent. Die Absender raten und warnen dringend, der Straßburger Magistrat müsse Aaron dazu bringen, dass die Nassauer den Juden nicht verklagen, sonst sei zu fürchten, daz solich únrait in die sache vallende wuͦrde, die dem selben Aaron nit wol quemen.

Geben zu Meintze, an dinstag nach dem achtzendem tage.

(1) Die Datierung des Schreibens erfolgt aufgrund des Bestehens eines Bündnisses zwischen Straßburg und Mainz in den Jahren 1339-1344; UB Straßburg 5, S. 1027, Anm. 1 unten.

(2) Die genaue Bedeutung des Begriffs 'Judenpagament' ist unklar; vgl. Wagner, Kölner Pagament (2011), S. 47-62; Ginsburger, Première communauté (1946), S. 79, verstand irrtümlich 'Pergament' statt 'Pagament' und zog daraus abwegige Schlussfolgerungen.

Überlieferung:

Strasbourg, AM, III 174/7b/40, Orig., dt., Perg.

  • UB Straßburg 5, Nr. 1403, S. 1027 f.
  • Monumenta Judaica (1963-1964), B 165.
  • Mentgen, Studien, 1995, S. 117 f. und 468;
  • Ginsburger, Première communauté (1946), S. 79;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 59, Anm. 130.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 19.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 229, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01ab.html (Datum des Zugriffs)

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