Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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337 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 220.

Elsass 1, Nr. 210

1338 März 11, Colmar

Ludwig [IV.], Herzog von Teck (Tekke), bekundet, dass er an Kaiser Ludwigs [des Bayern] Statt in Colmar zu Gericht saß, als vor ihm Johann [I.] von Hallwyl (Iohans von Halwilr), Hauptmann der [Herzöge] von Österreich in Schwaben und im Elsass, mit Fürsprechern erschien und im Namen seiner Herren klagte, dass diesen Juden erschlagen und ermort waeren in steten und in vesten, die sie vom Kaiser und dem Reich innehätten. Angesichts der Anwesenheit des Kaisers bat Johann um ein diesbezügliches Gerichtsurteil. Das Hofgericht urteilte daraufhin in Anbetracht der Gegenwart einer genügenden Zahl von Herren und Rittern wie folgt: Wer die Juden in den genannten Städten und festen Orten (vesten) erschlagen oder ermordet hat oder mit worten, mit werken, mit raeten oder mit taeten daran schuldig geworden ist, soll mit Leib und Gut den Herzögen von Österreich verfallen sein gemäß dem Willen und der Gunst des bei dem Gericht anwesenden Kaisers. Was die erschlagenen Juden an Gütern oder an noch offenen Schuldforderungen hinterlassen haben, soll den Herzögen gehören, sofern die toten Juden keine leiblichen Erben haben. Wer Juden beraubt oder von ihnen [unrechtmäßig] Geld gefordert (sie beschetzet) hat, muss dieses Gut den Herzögen aushändigen, und den raup und frevel, die si damit begangen hant, suln si den herren [von Österreich] bezzern untz an ir gnade.

Ankündigung des Hofgerichtssiegels.

Daz geschach, do man zalt von Christes geburt driuzehenhundert iar, dar nach in dem ahtunddrizzigostem iar, der nehsten mitwochen vor sant Gregorien tach.

Rückvermerk:

1338 Ein brief von hertzog Ludwig von Tek, keiser Ludwigs hofrichter, van der iuden wegen so erslagen wurden (14. Jh.)

Überlieferung:

München, BHStA, Tirol Urkunden 67, Orig., dt., Perg.

  • MGH Const. 7, 1, Nr. 374, S. 220;
  • Kaiserurkunden in Abbildungen, S. 322 b.
  • Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 5, Nr. 306, S. 185 f. (zu März 15);
  • Innsbrucker Schatzarchiv-Urkunden, Nr. 67 (340), S. 32;
  • Wohlgemuth, Urkundenwesen (1973), Nr. 149, S. 159 f.;
  • Briefe der Feste Baden, Nr. 154, S. 50 (ebd., Anm. 154, Zitat des handschriftl. Regests im Repertorium von Wilhelm Putsch zum Schatzarchiv im heutigen Tiroler Landesarchiv zu Innsbruck; 1. Hälfte 16. Jh.);
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 134, S. 120 f. (zu April 22);
  • RB 7, S. 214 (zu April 22).
  • Bork, Politik (1982), S. 51 f.;
  • GJ 2, 1, S. 203 (zu April 22);
  • Ephraim, Histoire (1925), S. 42 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 19.09.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 210, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-019g.html (Datum des Zugriffs)

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