Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

337 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 187.

Elsass 1, Nr. 179

1335 April 8

Heinrich [III.], Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Heiligen [Römischen] Reiches für das deutsche Gebiet (per Germaniam), bekundet, fama publica erfahren zu haben, dass der Kämmerer, die weltlichen Richter, die Bürgermeister, die Ratsherren und alle Bürger seiner Stadt Mainz, die ihn auf Geheiß des vestorbenen Papstes Johannes XXII. als Erzbischof und Hirten angenommen hat, unzählige Übel erdulden müssen, darunter die Last enormer Schulden, und zwar solcher, die sie [unter Berechnung] schwersten Wuchers (sub usuris gravissimis) bei Juden aus den Städten und Diözesen Straßburg, Basel, Speyer und Worms aufgenommen haben. Diese Juden hätten zusammen schon vieles von seinen Bürgern erpresst und wollten dies noch weiter tun durch den verbrecherischen Wucher (per usurariam pravitatem), indem sie ihnen Eide abgenötigt hätten, an bestimmten Terminen und in einer bestimmten Art und Form Zahlungen zu leisten so, als ob keine Wucherzinsen eingefordert würden (de solvendis in certis terminis et sub certo modo et forma ac non repetendis usuris huiusmodi per dolum extortis ab eis nichilominus iuramentis). Diesbezüglich möchte Heinrich mit Dispensen für seine ganze Stadt frühzeitig Abhilfe schaffen und absolviert die besagten Mainzer kraft seines Amtes im Namen [Christi,] des Herrn, von den erzwungenen eidlichen Verpflichtungen jedweden Wortlauts, worüber er eine Urkunde ausgestellt hat, mit der sie die 'Geschosse der Feinde' abwehren können (quibus se defendere valenat a iaculis emulorum). (1)

Datum anno domini Mᵐᵒ CCCᵐᵒ tricesimoquinto, sexto idus aprilis.

(1) Im Hintergrund dieser Maßnahme stand wohl der Mainzer Bistumsstreit, in dem der vom Papst ernannte Erzbischof Heinrich III. von Mainz gegen den als Administrator des Mainzer Erzbistums auftretenden Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg kämpfte, der seit den Jahren 1331 auch die Bistümer Worms und Speyer verwaltete, so dass man durch Maßnahmen gegen die Juden beider Städte auch Balduin selbst treffen konnte; vgl. Debus, Balduin (1985).

Überlieferung:

Mainz, StadtA, U / 1335 April 8, Orig. (A), lat., Perg.; Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 75, S. 84 f. (mit dt. Übersetzung S. 85 f., 15. Jh.) (B).

  • Codex diplomaticus sive anecdotorum 3, Nr. 209, S. 289 f.
  • www.mom-sandbox.uni-koeln.de/mom/DE-StaAMainz/Urkunden/U_|_1335_April_8/charter (mit Abb.) (letzter Zugriff: 19. 11. 2013);
  • Urkunden des Stadtarchivs Mainz 2, Nr. 947, S. 48;
  • REM 1, 2, Nr. 4012, S. 252;
  • UB Straßburg 5, Nr. 42, S. 62;
  • UB Worms 2, Nr. 283, S. 193;
  • Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landesgeschichte 3, Nr. 2714, S. 181;
  • Schaab, Geschichte Städtebund 2 (1845), Nr. 98, S. 136;
  • Gallia christiana 5, S. 499.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 517 f.;
  • GJ 2, 1, S. 52 f., und GJ 2, 2, S. 777;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 59;
  • Schrohe, Mainz (1915), S. 109;
  • Ginsburger, Juden in Basel (1909), S. 337;
  • Hegel, Verfassungsgeschichte (1882), S. 152;
  • Kopp, Geschichte 5, 2, 1 (1882), S. 606;
  • Wiener, Geschichte (1863), S. 301 f.;
  • Schaab, Diplomatische Geschichte (1855), S. 77;
  • Arnold, Verfassungsgeschichte 2 (1854), S. 365.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 05.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 179, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-0166.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht