Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 143

[um 1329]

Matthias von Neuenburg schreibt: Nachdem Bischof Berthold II. von Straßburg von seinen Juden 6000 Mark erpresst hatte (1), trug sich in der hochstiftischen Stadt Mutzig (in opido suo [episcopi] Mutziche) ein Ritualmord an einem elfjährigen Knaben zu. Der an der Seite mit Wunden übersäte Leichnam wurde unter einem Mühlrad entdeckt, nachdem bereits Geschrei gegen die Juden laut geworden war (qui post clamorem populorum contra Iudeos sub rota molendini inventus est). Unter der Folter bekannten einige Juden die Tat. Und auf offensichtliche Beweise gegen sie wurde das Urteil gesprochen. Drei von ihnen wurden gerädert. Andere, reiche Juden, die sich am Tag des Verschwindens des Knaben in Mutzig aufgehalten hatten, wurden verbannt (alii divites Iudei, qui die illo, quo masculus disparuit, inibi fuerant, sunt proscripti). Wiederum andere wurden gefangengenommen, während manche sogar nach Colmar flohen (Columbariam fugientes). Gegen diese wurde der Offizial von Basel mit der Vollstreckung des Urteils des Mutziger Gerichts beauftragt. Von ihnen erpresste auch der Straßburger Bischof 2000 Mark (a quibus eciam dictus episcopus duo milia marcarum extorsit).

(1) Die Erpressung der Straßburger Juden fand kurz nach dem Einzug des Bischofs in seine Kathedralstadt (1328 Dezember 21) statt; vgl. EL01, Nr. 142.

Überlieferung:

Strasbourg, BM, Abschr. (1870 verbrannt), lat.

  • Gesta Bertholdi episcopi Argentinensis, S. 511 f.;
  • zu weiteren Editionen vgl. Chronik des Mathias von Neuenburg, S. VIII-X.
  • Müller, Juden in Chroniken (2014), S. 308, Anm. 125;
  • Mentgen, Studien (1995), S. 429 f.;
  • GJ 2, 2, S. 567;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 69, Anm. 152;
  • Ginsburger, Juden in Rufach (1906), S. 13-17;
  • Leupold, Berthold (1882), S. 44;
  • Wiener, Geschichte Juden Elsaß (1866), S. 86f.

Kommentar:

Zu Matthias von Neuenburg und seiner Chronik vgl. ###CP1-c1-00kk###. Ginsburger, Juden in Rufach, S. 14-17, hält die neben Matthias' Gesta Bertholdi angeführte, teilweise davon abweichende Darstellung Specklins in seiner Straßburger Chronik aus dem 16. Jahrhundert (Les collectanées de Daniel Specklin, S. 359) für glaubwürdiger, ohne zu erkennen, dass es sich dabei lediglich um eine freie Ausgestaltung des Textes von Matthias von Neuenburg handelt. Vgl. Mentgen, Studien (1995), S. 429 f.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 03.09.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 143, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-00hq.html (Datum des Zugriffs)

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