Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen

Zurück zur Übersicht

209 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 145.

Westfalen 1, Nr. 140a

1332 Juni 26, Hameln

Der Jude Josef hat sich mit dem Stadtrat von Hameln geeinigt, dass er zu Hameln wohnen und ein Haus oder crusewerk (1) mieten darf (Josef de jode heft gededinget myd deme rate, dat he mach wonen to Hamelen unde huren dar eyn hus offte eyn crusewerk). Steuern, Wachdienste und Befestigungsarbeiten (2) sowie den Bürgereid (3) soll er wie andere Bürger leisten (unde schal don schot, wachte unde burwerk unde stades plicht, alse eyn ander borgherre). Sollte den Rat aber die Klage erreichen, dass Josef zu hohe Zinsen von den Bürgern verlange, oder wenn der Rat ihn nicht mehr länger dulden wolle, soll er die Stadt ein Vierteljahr nach entsprechender Mitteilung des Rates verlassen (were aver dat eyn clage over one an den rad queme, also dat he unse borghere over neyme eder dat one de rad nicht lenger liden welden, wen ome de rad lete to seghen, dar na bynnen eynem verdeljars scholde he deme rade unde der stat entwyken).

Actum na der kinder uthgang M CCC XXXII. (4)

(1) Hausform, bei der Wohnhaus und Stall voneinander getrennt sind.

(2) Vergleiche die ähnliche Formulierung im Privileg des Hameler Stadtrates für den Juden Isaak von 1322 September 29 (WF01, Nr. 101).

(3) Eventuell sind mit stades plicht aber auch sonstige städtische Pflichten gemeint.

(4) Nachtrag von einer Hand des 16. Jahrhunderts. Das Tagesdatum rekurriert auf die Sage des Rattenfängers von Hameln, die der Tradition nach 1284 Juni 24 stattgefunden habe und in Hameln als alternatives Datierungsmaß verwendet wurde; vgl. Mieder, Rattenfänger (2002), S. 6 und 35 f.; Reitzenstein, Hameln (1861), S. 15.

Überlieferung:

Hameln, StadtA, Best. 190, Nr. 1, S. 35, dt., Perg.

Kommentar:

In der Sekundärliteratur wird dieser Vertrag in Anlehnung an GJ 2, 1, S. 331 f., Anm. 30, - keineswegs überzeugend - in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.

Zu dem Stadtbuch (dem Donat) siehe den Kommentar in WF01, Nr. 37.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2024

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 140a, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-005a.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht