Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

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Bm. Würzburg 1, Nr. 122

1298 [April 20 - Ende Oktober]

Der unbekannte Autor des Codex schreibt: In diesem Jahr [1298] haben die Juden in Röttingen (in quodam oppido Roeting) ein schweres Verbrechen am Leib des Herrn verübt. Daraufhin bestrafte ein gottesfürchtiger Bürger dieser Stadt, ein Fleischverkäufer (venditor carnium), unterstützt durch die Menge (adiutus vulgo), die dortigen Juden, die Urheber des genannten Verbrechens (auctores dicti malefitii). Schließlich gelangte er mit zahlreichen Fußtruppen und Reitern, deren Anführer er war (quorum omnium capitaneus fuit), nach Würzburg, Nürnberg und zu anderen Städten (… venit Wierczpurch et Nuernberch, et ad alias plures civitates et oppida), in denen Juden lebten. Dort veranlasste er die Bürger der Städte, ihm die Juden zum Tod durch Verbrennen zu übergeben. So wurden mehrere tausend Juden, gleich welchen Standes und Geschlechts, verbrannt. Weil der Judenverfolger aus eigener Machtvollkommenheit handelte und durch keine höhere Gewalt autorisiert war, belegte König Albrecht die Bürger der an den Verfolgungen beteiligten Städte mit hohen Geldstrafen, weil sie sich Rechte über die verbrannten Juden, die der königlichen Kammer angehörten (servi camere sue), angemaßt hatten.

Überlieferung:

Wien, ÖNB, cvp. 608, fol. 8v-9r, Abschr. (14. Jh.), lat.; zur weiteren handschriftlichen Überlieferung vgl. Lhotsky, Quellenkunde (1963), S. 191.

  • Continuatio Florianensis, S. 751.
  • Agnoletti, Macellaio (2010), S. 310 f.;
  • Rubin, Tales (1999), S. 50;
  • Lotter, Judenverfolgung (1988), S. 390 f., 393 f., 408, 411 und 415-419;
  • Lotter, Hostienfrevelvorwurf (1988), S. 551, 554-556 und 558.

Kommentar:

Die auf unbekannten Wegen in die Wiener Hofbibliothek gelangte, von Wattenbach in Anlehnung an die frühere Edition fälschlicherweise als Continuatio Florianensis bezeichnete Handschrift weist keinerlei Bezug zu St. Florian auf, beinhaltet dagegen aber einige Klosterneuburger Nachrichten. Der Berichtszeitraum des Manuskripts umfasst die Jahre 1273 bis 1309. Der wohl zwischen 1309 und 1325 entstandene Codex enthält einen zeitgenössischen Besitzeintrag des Pfarrers Albert von Waldkirchen in Niederösterreich. Vgl. zu dieser Quelle Klebel, Fassungen, S. 60 f.; Lhotsky, Quellenkunde (1963), S. 191.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 122, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/CP1-c1-01vn.html (Datum des Zugriffs)

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