Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)
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Norddeutschland 1, Nr. 193
1338 [zwischern Dezember 13 und 24], Wismar
Eintrag im Wismarer Liber parvus civitatis: (1)
Der Ritter Ficke und der Knappe Heinrich von Stralendorf, Brüder, sowie die Knappen Heine und Nikolaus, Brüder gleichen Namens, und Johannes [von] Boienstorf verbürgen sich in Gesamthand gegenüber dem Wismarer Juden Danis und seinen Erben mit einem Pferd als Pfand für 71 Lübische Mark und für Zinsen und für Futter. Das Pfand ist an Carnisprivium auszulösen oder mit zusätzlichem Pfand abzusichern. Falls das Pferd zwischen Tränke und Krippe stirbt, wollen und müssen sie für die 71 Mark, für Futter und für die gesamten Zinsen 'am Halfter Genüge leisten': Dominus Vycko miles, Hinricus famulus, fratres de Stralendorp, Heyno et Nikolaus fratres eiusdem cognomis et Johannes Boydenstorp famuli promiserunt iunctis manibus Danyese iudeo Wismariensis (2) et suis heredibus ad equum unum pro septuaginta et una marcis lubicensis et pro usura et pro pabulo. In festo Carnisprivium (3) redimendum aut extunc pingnus augmentandum. Si vero dictus equus intra adaquationem et presepe moreretur (!), tunc ad funem pro dictis LXXI marcis et pro pabulo et pro tota usura satisfacere vellent et deberent. (4)
(1) Der undatierte Eintrag steht zwischen den Kolumnentiteln XXXᵒVIIIᵒ Lucie virginis (Kopfzeile fol. 69v) und XXXᵒVIIIᵒ (Kopfzeile fol. 70r), was wegen des im Raum üblichen Weihnachtsstils (Jahresanfang: 25. Dezember) nur den Zeitraum bis zum 24. Dezember umfassen kann. Am Rand die Darstellung eines spitz zulaufenden Judenhuts mit langen Bändern. Der Hut beginnt auf Höhe des hier behandelten Eintrages, die Bänder reichen bis zum direkt folgenden Eintrag (NO01, Nr. 192). Das Zeichen wiederholt sich im Liber parvus civitatis (Abt. VI, Rep. 1 B 1) noch mehrfach (Belege in NO01, Nr. 189).
(2) Zu Danis vgl. auch NO01, Nr. 175, NO01, Nr. 176, NO01, Nr. 177, NO01, Nr. 183, NO01, Nr. 185, NO01, Nr. 188, NO01, Nr. 189, NO01, Nr. 190, NO01, Nr. 191, NO01, Nr. 195, NO01, Nr. 194, NO01, Nr. 192, NO01, Nr. 198 und NO01, Nr. 208. Möglicherweise ist Danis mit dem ebenfalls für Wismar belegten Juden Daniel (NO01, Nr. 247 und NO01, Nr. 252) identisch.
(3) 1339 Februar 7.
(4) Diese Regelung entbindet den Juden von einer Haftung, falls das Pferd bei den normalen täglichen Verrichtungen, die seinem Erhalt dienen (Tränkung, Fütterung etc.), stirbt. Vgl. MUB 12, S. 188, 293, 413 und die gleiche Bestimmung in NO01, Nr. 189, NO01, Nr. 190, NO01, Nr. 191, NO01, Nr. 194 und NO01, Nr. 247.
Überlieferung:
Wismar, StadtA, Abt. VI, Rep. 1 B 1, fol. 69v, Orig., lat., Perg.
Kommentar:
Zum Liber parvus civitatis der Stadt Wismar vgl. NO01, Nr. 185.
(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 29.06.2021
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 193, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-0093.html (Datum des Zugriffs)
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Ausführliche Informationen zu Juden in den norddeutschen Bistümern finden Sie demnächst in der Einleitung von Johannes Deißler.
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