Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 181

1337 November 5, Parchim

Doppelgrabstein zweier ermordeter Juden.

Links: Grabstein des Herrn Aron, Sohn von Herrn Mordechai, des Erschlagenen, der erschlagen wurde (ר' אהרן ב''ר מרדכי הרוג שנרהג). Gestorben am vierten Tag (Mittwoch), am 11. Kislev des Jahres 98 nach der (kleinen) Zählung des sechsten Jahrtausends (יא כסליו ביום ד צ'ח' לפרט אלף השישי) ‎(1). 

Rechts: Grabstein des gelehrten Herrn Jecheskel, der Erschlagene, Sohn des gelehrten Herrn Menachem, der erschlagen wurde (הח''ר יחזקאל הרוג בן הח''ר מנחם שנהרג). Gestorben am vierten Tag (Mittwoch), am 11. Kislev des Jahres 98 nach der (kleinen) Zählung des sechsten Jahrtausends (יא כסליו ביום ד צ'ח' לפרט אלף השישי)‎ ‎(1).

(1) Der 11. Kislev 5098 entspricht Mittwoch, dem 5. November 1337.

Überlieferung:

Parchim, Marienkirche, Westwand des Nordanbaus (unterhalb des Treppenaufgangs zur Winterkirche), mittlerer Stein, Orig., hebr., Stein.

Kommentar:

Zu den jüdischen Grabsteinen Parchims vgl. den ausführlichen Kommentar in NO01, Nr. 50.

Der Doppelepitaph (genannt Die Tafeln Mosis) gilt zwei am selben Tag Erschlagenen, deren Väter ebenfalls eines gewaltsamen Todes starben. Donath, Geschichte (1874), Nr. 8, S. 32 f., vermutet einen Gewalttod durch Räuber- oder Scharfrichterhand und weist die Vermutung von Tychsen, Leichensteine (1768), Nr. 7, S. 41 f., zurück, beide wären heimlich durch ein jüdisches Gericht exekutiert worden. Da auch die Väter der beiden als erschlagen bezeichnet werden, liegt die Vermutung nahe, dass die vier zusammen einem Verbrechen zum Opfer fielen. Zunz, Zur Geschichte und Literatur 1 (1845), S. 411, weist auf ein Memorbuch hin, welches der Seelen der Verbrannten und der Heiligen in der Landschaft Mecklenburg gedenke, darunter einem Herrn Aron ben Mordechai (Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen 40, 1740, S. 13). Da die Sammlung aber keine Zeitangabe macht, kann aus der Gleichnamigkeit nicht sicher geschlossen werden, dass das Buch dem im Grabstein Genannten gedenkt.

(Johannes Deißler und Andreas Lehnertz) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 181, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-005c.html (Datum des Zugriffs)

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