Quellen zur Geschichte der Juden in den norddeutschen Bistümern (1273-1347)

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Norddeutschland 1, Nr. 155

1333 Dezember 21, Goslar

Der Rat der Stadt Goslar bekundet eine Vereinbarung mit dem Juden Jordan von Derneburg (cum Jordano iudeo de Derneburgh) (1), wonach Jordan, seine Ehefrau Stanze und Johanna, die Witwe Levermanns, Stanzes Mutter (Stanze uxor eius ac Johanna Levermannes relicta, mater eiusdem Stanzen) sowie alle ihre unverheirateten Kinder (et omnes eorum pueri non coniugati) vom kommenden Fest der Geburt Christi an für die Dauer von sechs Jahren von der Gemeinschaft der übrigen Goslarer Juden eximiert werden, und zwar so, dass sich jene nicht an der Abgabe, die Schoß genannt wird, beteiligen, sondern dem Rat jährlich auf die Dauer der sechs Jahre am Martinstag zwei Mark zahlen (a festo Nativitatis Christi nunc proximo (2), usque dum sex annorum circulus evolutus fuerit, stabunt exempti a consortio pariter et a communitate aliorum nostrorum iudeorum sub hac forma, videlicet quod ipsis non cooperabuntur ad contributionem, que schot dicitur, sed nobis dabunt singulis annis in die beati Martini (3) duas marcas puri argenti, quousque preplacitatus sex annorum terminus finiatur). Den Vorgenannten wird wie allen übrigen Juden der Stadt eine uneingeschränkte Rechtsstellung zugesichert (concedimus etiam ipsis predictis simul aliis nostris iudeis plena iustitia in omnibus eque frui). Wann immer sie aber ihre Kinder während der Laufzeit der Vereinbarung verheiraten, müssen diese mit dem Rat für ihren Verbleib persönlich neu verhandeln (verum quandocumque dicto contractu durante pueros suos ad copulam coniugalem tradiderint, hii extunc nobiscum pro sua mansione personaliter placitabunt). Die Vorgenannten dürfen von keinem anderen Juden Geld zu ihrem Nutzen annehmen, wenn sie nicht dem Rat davon die schuldige Abgabe leisten (prenominati vero nullius iudei pecuniam ad usus suos recipient, nisi de ea nobis debitam contribuant portionem). Wenn aber der König oder ein kaiserliches Mandat eine Steuer oder irgendeine Unterstützung von den übrigen Goslarer Juden einfordert, dann müssen jene mit ihren Glaubensgenossen das Nötige tun (si autem serenissimus dominus noster rex vel imperiale mandatum collectam vel subsidium aliquod a ceteris nostris iudeis exigeret, nichilominus ipsi cum aliis suis consociis facient, quod debitum fuerit faciendum).

Datum anno domini MᵒCCCᵒXXXIIIᵒ, in die beati Thome apostoli.

(1) Vgl. die Verträge vom 13. April 1321 (NO01, Nr. 99) und vom 18. März 1330 (NO01, Nr. 135). Dieser Vertrag, der eigentlich bis 30. April 1335 Gültigkeit hatte, wurde also vorzeitig und zu für den Juden günstigeren Bedingungen (Reduzierung der jährlichen Zahlung von drei auf zwei Mark) verlängert.

(2) 1333 Dezember 25.

(3) November 11.

Überlieferung:

Goslar, StadtA, B 825, fol. 86r-86v, [Nr. 239], Abschr. (1. Hälfte 14. Jh.), lat., Perg.

Kommentar:

Zu den sogenannten 'Judenbriefen' der Stadt Goslar vgl. NO01, Nr. 74.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 22.01.2021

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, NO01, Nr. 155, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/NO01/NO-c1-002l.html (Datum des Zugriffs)

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