Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 254

1380 Januar 2

Von dem Juden Seeb haLewi für seine zu Mainz bestattete Gattin Jiska, Tochter Uris, errichteter Grabstein:

מצב' זא[ב] הלוי מרוטנבו[רק]
מצבה על קבורת אשתו
מרת יסכה בת ר' אורי ובש[ם]
טוב נפטרה זקינה הגונה
טהורה כ'ד' בשבט ק'ם' [לפרט]
לאלף הששי ונשמתה תה[א]
צרורה בצרור החיים עם
שאר נשים צדקניות בג'ע'
אמן [סלה]

Grabstele des Seeb haLewi (1) aus/von Rotenburg (2):
Grabstele über dem Grab seiner Ehefrau
Frau Jiska, Tochter des Herrn Uri; und in gutem
Namen verstarb sie, betagt, achtbar
rein, am 24. Schwat, [im Jahre] 140 nach der Zählung,
im sechsten Jahrtausend. Ihre Seele aber sei
eingebunden in das Bündel des Lebens mit
dem (heiligen) Rest gerechter Frauen im Garten Eden.
Amen. [Sela]. (3)

(1) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 82, S. 157) edierte diese Passage מצב' זאם הלוי ('Grabstele […] haLewi'), wobei er seine Lesung זאם durch ein Ausrufezeichen bekräftigte und kommentierte: '.'כנראה, טעות סתת וצ''ל: זאת מצב(ת) וכ' ('wahrscheinlich ein Steinmetzfehler und es sollte heißen: diese Grabstele usw.'). Rund ein halbes Jahrhundert vor der 1970 erfolgten Veröffentlichung von Avneris Edition hatte allerdings Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, S. 62, Nr. 8, S. 65) nach der Hebung auch des hier in Frage stehenden Grabsteins 'im Jahre 1922 am Gautor aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung' zwar in seinem Regest 'Diesen Stein' ergänzt, aber in einer Anm. berichtet: 'Den schwer zu entziffernden Namen des Mannes las ich Seeb [זאב] (Wolf) ha-Levi aus Rothenburg'; vgl. Beider, Dictionary (2001), S. 463, Art. Zev: '[…] it is certain that its use in Ashkenazic communities had nothing to do with this biblical figure. It was created by Jews from the Hebrew common noun זאב (wolf) as a calque of the common Yiddish name Volf, with the identical meaning in Yiddish […] In Jewish documents Zev is […] followed by Volf  […] Jews called Zev in Hebrew sources were actually named Volf in the everyday life.' 

(2) Bei רוטנבורק (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 82, S. 157) 'Rothenburg' (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 8, S. 65) handelt es sich wohl nicht um Rotenburg an der Fulda (vgl. GJ, 3, 2, S, 1252; Geschichte der Juden [2002], Bd. 2, S. 296), da dieser Ort im Verzeichnis der 'Marterstätten zur Zeit des schwarzen Todes' mit der Schreibweise רודנבורג angeführt wurde und lateinschriftlich mit '1387 Rodenburg' belegt ist; vgl. Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 81, 83, 278 f., Nr. 34, Hessen, Rothenburg, S. 283. Rothenburg ob der Tauber andererseits wurde in Listen der Verfolgungen von 1298 mit der Schreibweise רוטנבורק angeführt, in einem 'Verzeichnis von Blutorten aus einem im XIV. Jahrhundert geschriebenen Gebetbuch' mit der Schreibweise רוטנבורג, in Listen der 'Verfolgungen zur Zeit des schwarzen Todes, 1348 und 1349' mit den Schreibweisen רוטנבורק und רוטנבורג (vgl. Martyrologium Nürnberger Memorbuch, S. 39, 69, 70, 78, 79, Nr. 11, S. 80 mit Anm. 14, S. 82, 249, 256, 267, 271, 272, Nr. 11, S. 275, Nr. 8, S. 281), und in einer 'German Jewish' Autobiographie des 14. Jahrhunderts mit der Schreibweise רוטינבורק (vgl. GJ, 3, 2, S. 1252, 1263, Anm. 2).

(3) Da weder eine Autopsie durchgeführt werden konnte noch eine Überprüfung durch Konsultation einer Fotografie möglich war, orientiert sich der hier präsentierte hebräischeText im Allgemeinen an der von Avneri erstellten Edition (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 82, S. 157). Relevante Angaben oder Bemerkungen anderer Autoren wurden jedoch berücksichtigt bzw. erörtert.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 126, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 82, S. 157.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 126, S. 57;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 119, S. 86;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 150;
  • Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 8, S. 65.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 08.10.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 254, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00ck.html (Datum des Zugriffs)

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