Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 231

1378 Oktober 13, Nürnberg

Konrad Kreyer, Hofmeister, zur Zeit Hofrichter König Wenzels, bekundet, dass er an dessen Statt in Nürnberg zu Gericht saß, als mitsamt Vollmachten und Fürsprechern [Bürger-]Meister Ludwig Scheidmann, Heinrich Welker und Konrad Zingel erschienen und eine mit dem Hofgerichtssiegel versehene Urkunde vorlegten, die nachfolgend inseriert ist: Es handelt sich um die von Przemysl, Herzog von Teschen, als Hofrichter Kaiser Karls [IV.] zu Prag am Donnerstag nach St. Veit 1378 ausgestellte Urkunde bezüglich der Hofgerichts-Klage Bertholds von Buchenau gegen Hermann Brückenmüller, Hermann Kilian, den Schultheißen Simon von Schwarzach, Weigand Münderich, Eberhard Gerwig, Konrad Kirchheim, Heinrich Kirchheim, Konrad Endresen, Heinrich Endresen, Lutz Endresen, Hans Wegner, Konrad Dorfmann, Konrad Dürweyse, Konrad Hartmann, Jordan Scheidmann, Peter Kesky, den Vogt Heinz und alle Bürger der Stadt Hersfeld sowie gegen die Juden Salman, Leon und alle anderen Juden ebenda. Damals war entschieden worden, dass das Hofgericht Berthold von Buchenaus Klage verhandeln werde, käme nicht innerhalb einer festgesetzten Frist ein Vergleich zwischen beiden Parteien zustande. Nachdem der Inhalt dieses Dokuments vor Gericht verlesen und gehört wurde, ersuchten Ludwig Scheidmann, Heinrich Welker und Konrad Zingel um ein Urteil angesichts dessen, dass sie sich gegenüber Berthold von Buchenau gemäß dem Urteilsbrief des Gerichts gerne rechtlich verantwortet hätten, aber weder dieser selbst noch jemand für ihn vor Gericht erschienen sei. Sie baten zu klären, ob ihnen, der Stadt Hersfeld und den Juden [dort] sowie den Gütern der Hersfelder billigerweise wegen der bislang noch gültigen Klage von bzw. Vorladung durch Berthold von Buchenau ein Schaden entstehen dürfe. Die dazu befragten Ritter urteilten unter Eid, da weder der Buchenauer noch ein Rechtsvertreter zur festgelegten Zeit vor Gericht erschienen sei, sei alles nichtig, was jener bis zum heutigen Tag klageweise gegen die Hersfelder Christen und Juden durchgesetzt habe. Klage und Ladung seien hinfort als unwirksam zu betrachten.

Wir, Cunrat Kreyger, hofmeyster und zuͤ disen zeiten hofrichter, zuͤ disen zeiten des allerdurchleuͤhtigsten fursten und herren hern Wentzlawͤes, romischen kunigs, ze allen zeiten merer des reichs und kunigs zuͤ Beheim, sazzen zuͤ gerichte zuͤ Nuͤrenberg an des selben unsers herren stat, des kuͤnigs, und tuͤn kunt mit disem brief, daz fuͤr uns komen in gerichte und mit vollem gantzem gewalt mit fursprechen der ersam meyster Ludewig Scheydman, Heinrich Welker und Cunrat Zingel und zeigten einen uffslag brief besigelt mit dez hofgerichts insigel, der von wort zuͦ wort geschriben stuͤnt: Also wir, Primissel, von Gotes genaden hertzog zuͤ Teschin, dez allerdurchlehͧtigsten fursten und herren hern Karls romischen keisers, zuͤ allen zeiten merer des reichs und kuͤnigs ze Beheim, hofrichter, tun kunt mit disem brief umb solche clage und ladúng, als her Berchtolt von Buchenawͤ getan hat vor dem hofgerichte uff Herman Bruͤckmúllern, Herman Kilian, Symon von Swartzach schultheizzen, Weygant Muͤnderich, Eberhart Gerwig, Cunrat Kircheim, Heinrich Kircheim, Conrad Endresen, Heinrich Endresen, Lutzen Endresen, Hansen Wegner, Conrad Dorffman, Conrad Duͤrweyse, Conrad Hartman, Jordan Scheidman, Peter Kesky, Heintzen Vogt, die buͤrger gemeinclichen der stat zuͤ Hirsfelden, Salman und Leon die iuͤden, und uff die iuͤden gemeinclichen der selben stat zuͤ Hersfelden, daz wir die selben laduͤng und clage uff geslagen haben und slahen uff mit disem brief hie zwischen und sant Michahels tag, der schirst kumpt, und acht tag darnach mit beyder partyen willen und wort, wanne sie uns darumbe bederseyt gebeten haben also, ob sie sich hie zwischen und dem selben tag freuntlichen oder rechticlichen daheim verrichten muͤgen. Gescheh des niht, so wolten wir dem selben hern Berhtolden von Buchenawͤ richten in allem dem rechten, als sein clage bis her kúmen were, unschadlichen irer beyder rechten, mit urkuͤnde dits briefs versigelt mit des hofgerichts insigel, der geben ist zuͤ Prage, an donerstag nach sant Veyts tag (1), nach Crists gebuͤrte drewͤzehenhuͤndert iar und in dem acht und sybentzigstem iare. Und da der selbe brief also vor uns in gerichte gelesen und verhort wart, da baten uns die egenanten her Ludewig Scheidman, Heinrich Welker und Conrad Zingel zu fragen einer urteil seyt den malen, daz sie da stuͤnden mit vollem und gantzem gewalt unde dem egenanten hern Berhtolten von Buͤchenawͤ gern wolten geantwuͤrt und lazzen recht widerfarn nach laut und sag dez vorgeschriben briefs von der egenanten von Hersfelden wegen und der obgenant her Berhtolt von Buͤchenawͤ noch niemant von seinen wegen do engagen [!] wer vor gerichte, der im zuͤ sprech, ob sie danne und die selbe stat zuͤ Hersfelden und die iuͤden iht pillichen und zuͤ recht der selben clag und ladúng, die bis uff diesen hewͤtigen tag uff sie und ir guter geschehen wern, zuͤ keinem schaden kúmen solt. Daruͤmbe fragten wir die ritter uff ir eyde, waz sie recht dewchte. Die erteilten mit gemeiner volg und urteil uff den eyt seyt den malen, daz her Berhtolt von Buchenawͤ noch nieman von seinen wegen da wer vor gerichte, der in zu sprech noch lauͤt und sag dez vorgeschriben briefs, als der redlichen einen tag uz stunt und weyst, waz danne her Berchtolt von Buchenawͤ oder ieman von seinen wegen uff sie oder ire guter erlangt oder erclagt het bis uff disen hewͤtigen tag, daz solt weder craft noch maht haben indheinweis, und solten auch der selben clag und ladúng ledig und los sein. Des zuͤ urkuͤnde geben wir in mit urteil disen brief versigelt mit des hofgerichts anhangendem insigel an mitwochen vor sant Gallen tag, nach Cristes gebuͤrte drewͤzehenhundert iar und in dem acht und sybentzigstem iare.

(1) 1378 Juni 17; vgl. MZ02, Nr. 220.

Überlieferung:

Marburg, StA, Urk. 48, Nr. 119, Orig., dt., Perg.

  • Butte, Stift und Stadt Hersfeld (1911), S. 69, Anm. 2.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 231, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00a2.html (Datum des Zugriffs)

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