Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 284

1382 April 23

Berthold [II.], Abt des Stifts Hersfeld, bekundet für sich und seine Nachfolger, den Juden David, wohnhaft in Hersfeld, mit Ehefrau, Kindern gleich welchen Status' und Gesinde als seine Juden und Bürger in seinen Schutz in seiner Stadt Hersfeld aufgenommen zu haben auf vier Jahre, die am Walpurgistag beginnen. Dafür schulden die Juden dem Stift für jedes anfangende Jahr an jedem Walpurgistag vier gute kleine Goldgulden. Zu darüber hinaus erfolgenden Gaben oder Geschenken dürfen sie von niemandem gezwungen werden, wenn sie sie nicht aus freiem Willen heraus anbieten. Von Abt und Stift aus genießen sie das Recht, jederzeit ungehindert aus Hersfeld wegziehen zu dürfen. Berthold wird sie in den kommenden vier Jahren so beschirmen und (rechtlich) verantworten wie seine anderen eingesessenen Bürger und Leute auch. In dieser Zeit dürfen sie weder an seinem noch einem anderen Gericht verklagt werden, wenn nicht Juden und Christen Zeugen sind, wie es von altersher dem Recht der Juden entspricht. Wollen sich andere Juden an ihn wenden, müssen sie dafür keine Abgaben leisten oder Geschenke geben. Der Abt und alle Bürger, Diener und Untertanen des Stifts sollen die Juden in den folgenden vier Jahren von wegen Bertholds selbst, des Stifts und der Stadt Hersfeld beschützen und beschirmen und ihnen Leid und Frevel ersparen nach ihrem Vermögen gemäß vorliegender Urkunde. Abschließend befiehlt Berthold allen Getreuen und Räten und seiner Stadt Hersfeld, die Juden bei allen von ihm verbrieften Gnaden, Freiheiten und Rechten zu belassen.

Wir, B[ertolt], von Gotis gnadin apt des stiftis czu Hersf[elde], bekennen vor uns und unser nachkomelinge, daz wir David, den iuden czu Hersf[elde], sin wip, kind, sye haben sich vir andirt odir nicht, dy an sin brote sin, sin gesinde uns und unserm stifte czu unsern iuden unde buͤrgirn unde in unsern schur und schirm han inphangin und ingenomen an dissem brieffe in unser stad zu Hersf[elde] von demᵉ nestin sante Walpurge tage, der schirst komit (1), vier gancze iar nach eyn andir czu czelen also, daz si uns unde unserm stifte dy eegenanten vier iar an ane beginne des iaris uff sante Walpurge tage vier gude cleine gulden von golde gud und an gewichte swer gnug sullen gebin ane widirrede. Wanne si uns dy egenante guͤlde also gegebin, so sullin wir sy ouch dar ubir nicht czu gabe, czu geschenke ader zu gift dringen ader daz von yn heischin ader dy unsern adir ymanden von unsern wegin sy lazin dar czu twingin, ez were danne, daz sy uns icht von eigin willin wuldin gebin odir schenckin. Wan si auch von uns zihen wuldin, daz sullin wir, unsir stift und unser nachkomelinge in gunnen und sullin si an in selbir adir an dem yrme nichtis hindern adir lazin bedrangin. Und sullin sy dy vier iar vor allir menlich schuren, schirmen und vor antwurten getruwelich als andirs unser geseszin buͤrger und lute. Ouch insal sy nymand dy selbin vier iar an unserm gerichte odir uzewendig gerichtis fordir irwisen odir andirs irczuͤgin danne mit iuden und mid cristen, als von aldir bis here allin iuden gewonliche und recht ist gewest. Waz auch andir iudin by uns sich wenden unde czihen wuldin, dar czu suldin sy getruwelich vordern, geburte den iuden icht gabe odir geschenkis czu gebin, da mite sullin sy unbeladin sin. Auch sullin wir unde unsir stift buͤrger, diner und undirtan, arm und riche, den ebenanten David und sime gesinde dy ebenanten iar von unser, unsers stiftis unde stad Hersf[elde] wein (2) schurin, schirmen, leides unde frevels irlazin, wo sy konnen unde mogin, in alle der maze, als wir yn hy han vorbrifet. Wir befelen auch und gebin macht an dissem brieffe unserin liebin getruwen, eyn igliche rate und unser stad Hersf[elde], daz si dy egenanten iuden by allen gnadin, friheiden und rechten sullin behaldin, dy wir yn hi han beschriben. Des allis vestenunge gebin wir dissen brieff vor uns und unser nachkoemlinge, versigilt nach Gotis geburte driczenhudirt [!] iar in demᵉ zwei und achtzigesten iare, an sente Georgii tage des heilgen merterers.

(1) 1382 Mai 1.

(2) Soll heißen: wegen.

Überlieferung:

Marburg, StA, K 249, fol. 27v, Abschr. (gleichzeitig), dt., Papier.

  • Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg 1, Nr. 140, S. 37.
  • GJ 3, 1, S. 550, Anm. 22 (mit falscher Folio-Angabe).

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 284, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00a1.html (Datum des Zugriffs)

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