Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 164

1373 April 30

Abt Berthold [II.] von Hersfeld bekundet für sich, seine Nachfolger und das Stift, dass er Josep, den Juden von Rotenburg [a. d. Fulda], mit Ehefrau, Kindern und Gesinde als seine Juden und Bürger auf vier volle Jahre in seinen Schutz in der Stadt Hersfeld aufgenommen hat. Diese geben Berthold bzw. dem Stift jährlich am Walpurgistag sechs gute kleine Gulden als Zins bzw. Schoss und sonstige Abgabe. Zu irgendwelchen Geschenken sollen die Juden nicht genötigt werden; solche Gaben dürfen nur freiwillig erfolgen. Jederzeit können die Juden innerhalb der Vier-Jahres-Frist ungehindert aus Hersfeld wegziehen, aus welchen Gründen auch immer sie dies eventuell wollen. Der Abt verspricht für sich, das Stift und alle ihm Unterstehenden, die Juden in den kommenden vier Jahren zu schützen, zu schirmen und [rechtlich] zu verantworten. Niemand soll dieselben an sein oder ein fremdes Gericht in anderer Weise fordern oder sie anzeigen, als dies dem von altersher geltenden Recht der Juden entspricht. Sowohl Berthold als auch sämtliche Stiftsbürger, Diener und Untertanen des Stifts einschließlich deren Gesinde sollen die Juden und deren Gesinde in den besagten vier Jahren schützen und beschirmen und sie vor Leid und Frevel bewahren so, wie der Abt es ihnen verbrieft hat und selbst tun wird.

Wir, Ber[to]lt etc., bekennen, daz wir vor uns, unsir nachkomelinge und stift unsir lybin Ioseb den iuden von Rotinberg (1), sin wiͤp, kint und gesinde uns und unserm stifte zcu [!] unsern iuden und burgern und in unsir schuͦr und schirm han in phangen und in genummen in unsir stad Hersfelt an dysem brife von hu̇te ubir vier gancze iar noch eyn ander zcu zcelen also, daz siᵉ uns und unserm stiͤfte dyᵉ vier iar yᵉ uff sancte Walpurge tage (2) sollin gebin ses gute cleyne gulden vor allin zcins, geschos, dinst und gabe, dyᵉ siᵉ uns adir unserm stifte solden geben. Und sollin syᵉ mit nichte me beswern adir dringin zcu keiner gabe adir geschenke, siᵉ woldens danne mit gutim willin tuͦn. Wolden siᵉ ouch in dysen vier iarn von uns zcihen, von wilchen sachen daz qweme, daz solden wir yn wol gunnen, uff wilch zcit siᵉ wolden und yn daz eben were, und sollin siᵉ an in adir an dem irme nichtes hindern adir laszin bedrangin. Und wir (3), unsir stift und alle dyᵉ unsirn sollin und wollin syᵉ dyᵉ selbin vier iar vor allir menlich schuren, schirmen und vorantworten getruwelich. Ouch sal siᵉ nyman dyᵉ selbin iar an unsir gerichte adir uswendig gerichtis fordern adir andirs irwyͤsen, irzaigen adir dringin, danne als von alder bis here allin iuden gewonlich und recht ist geweist. Ouch sollin wir und unsir stift burger, dyener und undirtan, arm, riche und ir gesinde, dyᵉ ebenantin unsir iuden und alle ir gesinde dyᵉ ebenantin iar und zcite schuren, schirmen, leides und frevels irlaszen in alle der masze, als wir yn hyᵉ han vorbryfet und selbir tuͦn sollin. Etc. Datum anno domini Mᵒ CCCᵒ LXXIIIᵒ, in vigilia Walpurgis virginis.

(1) Mai 1.

(2) Gemeint ist höchstwahrscheinlich Rotenburg an der Fulda, das in der Nähe von Bad Hersfeld gelegen ist.

(2) Hier folgt ein durchgestrichenes und.

Überlieferung:

Marburg, StA, K 249, fol. 34v [Nr. 163], Abschr. (gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

  • Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg 1, Nr. 114, S. 30.
  • Bad Hersfeld. Textheft (2007), S. 33;
  • Abbes, Hersfelds jüdische Geschichte (2002), S. 7;
  • GJ 3, 1, S. 548 f.;
  • Handtke, Geschichte (1986), S. 31 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 164, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-009w.html (Datum des Zugriffs)

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