Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 295

1382 Oktober 5

Johann, Rheingraf und Wildgraf zu Dhaun, bekundet für sich und seine Erben, dass er Nikolaus von Blenichen, Pastor zu Münsterappel, bzw. dessen Erben oder dem Inhaber der Urkunde 70 schwere Goldgulden schuldet, die er am nächsten [Sonntag] Laetare zu bezahlen verspricht. Dafür hat er als Bürgen seinen Bruder Rheingraf Konrad, den Edelknecht Johann von Schönburg und den Juden Gottschalk [von Katzenelnbogen] aus Kreuznach eingesetzt. Für den Fall, dass die Schuld nicht rechtzeitg getilgt wird, geloben die Bürgen an Eides Statt, nach erfolgter Mahnung unverzüglich jeweils einen Knecht und ein Pferd in ein offenes Wirtshaus nach Kreuznach zu entsenden, um dort solange Einlager zu leisten, bis der Pastor oder der Inhaber des Schuldbriefs ihr Geld samt Unkosten und Botenlohn erhalten haben. Verleistete Pferde muss deren Besitzer, so oft es nötig wird, ersetzen lassen. Für gleichwertigen Ersatz von eventuell verstorbenen Bürgen muss Rheingraf Johann binnen einer Woche sorgen. Andernfalls werden die Bürgen solange leisten, bis diese Verpflichtungen erfüllt sind. Gottschalk erklärt und gelobt für sich bzw. seine Erben, gemäß seinem Anteil gute silberne oder goldene Pfänder im Wert von 23 Gulden 8 Schilling Heller zu geben, die dafür bei Juden oder Lombarden versetzt werden können, wonach er dann mit der Schuld und der Schuldurkunde nichts mehr zu schaffen haben soll. Weder der Aussteller noch die Bürgen dürfen zu Mitteln greifen, sei es durch geistliche oder weltliche Gerichte, Freiheiten, Mannschaftsleistung, ein Geleit oder was sich sonst denken läßt, womit sie Nikolaus von Blenichen oder seinen Erben respektive dem Urkundeninhaber schaden könnten. Die drei Bürgen versichern an Eides Statt, die festgelegten Verpflichtungen unverbrüchlich zu befolgen. Vom Aussteller erhalten sie eine Schadlosgarantie. Zusammen mit Rheingraf Johann siegeln die Bürgen, letztere auch für Gottschalk, da dieser kein eigenes Siegel hat.

Wir .. Iohann .. ringrave, wildegrave zuͦ Duͦnen .. irkennen an dissem offin brieffe vo[r uns und] (1) unsere erben und nachkomenden und duͦn kuͦnt allen luͦden .. daz wir riechtlicher schulde schuldig sin dem erbern manne hern Clase von Blenichen, pastor zuͦ [Muns]terappelan (2), sinen erben, ob er nit enwere, odir helder disses brieffes .. sybintzig gulden goͧt von golde muntze und swere gnuͦg von gewiechte. Disse selbe swere gulden globen wir ᵉyme odir helder disses briefes gutlichen zuͦ geben und zuͦ betzalen zuͦ halpfasten alre nehiste kompt, als man singet Letare (3). Darvor und zuͦ merer sichereit han wir yn zuͦ buͦrgen gesatzt den eteln Cuͦnrad ringraven, unsern bruder, Iohan von Schonenberg, etelk[necht], und Gotschalk, iuden zuͦ Crutzenach, also bescheidenliche, so wir odir unsere erben (4) disse vorgenante summe gulden off die egenante zijt nit betzelten, so globen wir, die burge itzuntgenant, mit guten truͦwen an eyns eidestat und bijt rechter sichereit, unser iᵉglicher vor sich, einen knecht und eyn pherd unverzogelich zuͦ schicken und keinre des andern zuͦ wartene zuͦ Crutzenach inne eyns offin wirthis huͦs und da inne als lange zuͦ ligen und leisten, bijt daz her Clais odir helder disses briefes die summe gulden obgenant, dartzuͦ alle kosten und bottelon, waz sie des hetten odir leden, gentzlichen und altzuͦ male betzalt sint, wanne wir des ermanet werden von hern Clase odir heldir disses brieffes bijt brieffen odir boten, zuͦ huͦse odir zuͦ hoffe odir munt widder munt affter dem vorgenanten ziele. Als dicke sich ouch eyn perdt verleistet, so sal der, des daz perdt was, eyn anders als gudes wieder an des verleisten perdis stat stellen, als dicke des noit ist .. Ginge auch unser, der egenanten burgen eyme odir mee, abe von dodis wegen, da Goit vor sij, so sullen wir, Iohan ringrave vorgenant, unsere erben, ob wir nit enweren, bynnen echtagen darnach einen andern als guden widder an des abegegangen burgen statt setzen, als dicke des noit ist. Wo daz nit also geschee, so globen wir, die obgenanten burgen, als lange zuͦ leisten, bisz daz daz also geschijt .. Auͦch bekennen ich, Gotschalc, vor mich und die minen und globen bij der obgenanten gloͤbde, daz ich, ob ich nit enwere mine erben, hern Clase odir helder disses brieffes vor myn antzale, bijt namen zwenzig dry gulden und achte schilling heller, in guͦde silbern odir gulden pande zuͦ geben, dar uff sie daz gelt wole mogent nemen zuͦ iuden odir zuͦ lampertern, und sal auch danne und darnach dirre schulde und disses brieffes nit mee zuͦ schaffen han. Ouch ensullen wir, Iohan ringrave obgenant, noch wir, die egenanten burgen, keine die fuͦnde finden, dencken noch suchen bijt geistlichen odir werntlichen geriechten noch bijt einiger andern sachen, friheide, manschafft odir geleide, uns herwidder zuͦ setzen mit keinen sachen, die uns fromenlich sin mochten und hern Clase, sinen erben odir helder disses brieffes schedelich. Waz vor ist benant suͦnder und sament globen wir, Iohan ringrave, Cuͦnrat ringrave, Iohan von Schonenberg und Gotschalk iude mit guten truͦwen an eyns eidestadt und mit rechter sichereit, stede, veste und unverbruͦchlich zuͦ halden sunder alle argelist und geverde. Ouͦch globen wir, Iohan ringrave obgenant, unser egenante buͦrgen guͦtlichen zuͦ losen ane alle yr und der yren schaden. Und han wir alle sementlichen disz zuͦ urkunde unsere ingesiegele an dissen brieff gehangen, und wand ich, Gotschalc, nit eigens ingesiegels en han, so bekennen ich mich under mynre midde buͦrgen ingesiegele. Datum anno domini millesimo CCCᵐᵒ LXXX secundo, dominica proxima post festum Remigiii episcopi. (5)

(1) An dieser Stelle Textausfall durch Mäusefraß.

(2) Die ersten Buchstaben des Ortsnamens sind durch Mäusefraß nicht mehr vorhanden.

(3) 1383 März 1.

(4) Das Wort erben wurde über der Zeile eingefügt.

(5) Die Urkunde ist durch Tilgungsschnitte entwertet.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Dhaun, Nr. 966, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Urkunden des fürstlich Salm-Horstmar'schen Archives, Nr. 664, S. 299.
  • Feld, Städtewesen (1972), S. 171.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 24.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 295, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008v.html (Datum des Zugriffs)

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