Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 189

1377 Juni 11

Der erwählte Erzbischof Adolf [I.] von Mainz, Bischof von Speyer, bekundet, dass ihm Dompropst Andreas von Brauneck, [Dom-]Dekan Heinrich [Beyer von Boppard], [Dom-]Schulmeister Otto [von Schönburg] und das gesamte Kapitel des Domes zu Mainz Kleinodien ausgeliehen haben, um sie Joselin von Würzburg und dessen Schwager Isaak, Juden zu Mainz, für 1.160 Gulden zu verpfänden über den früheren Kredit hinaus, der sich durch Zahlungen der mainzischen Zollschreiber zu [Ober-]Lahnstein und Ehrenfels täglich verringert gemäß den Urkunden, welche die drei genannten Domherren und das Kapitel sowie die Juden diesbezüglich von den Zollschreibern besitzen. Mit gegenwärtiger Urkunde gelobt der Erzbischof, die Pretiosen ohne Schaden für die Domkapitulare auszulösen und sie ihnen wieder zu überantworten und Heinrich von Fritzlar, oder wer sonst sein Zollschreiber zu Ehrenfels ist, nach der Tilgung des ersten Darlehens zur Aushändigung der [erledigten] Schuldbriefe an ihn und die Juden zu veranlassen und dazu, die zwölf [bereits versetzten] Zollturnosen dann ausschließlich zu verwenden, um jene Kleinodien auszulösen. Falls es den Juden nicht genehm ist, dass die Pfänder weiterhin im Besitz von Johann Berwolf [dem Alten] bleiben, dürfen Joselin und Isaak sie alternativ Adolfs Schultheißen in Mainz, Heinz zum Juckel, oder Eberhard Eisenmenger oder dem jungen [Johann] Berwolf anvertrauen. Der Erzbischof haftet dem Kapitel für jeglichen Schaden an den Kleinodien während ihrer Verpfändung.

Wir, Adolf, von Gots gnaden erwelter ertzbisschoff zu Mentze und bisschoff zu Spyr, bekennen und dun kunt offenlich mit diesem brieve allen den, die yn sehen oder horen lesen, als uns die erbern Endres, dumprobst, Heinrich, dechand, Otte, schulmeister, und der capittel gemeinlich des duͦmes zú Mentze yr cleinode gelihen haben zu versetzen Ioserlin von Wirtzburg und Isaac, sinem swager, und yren erben, iuden zu Mentze, vor eilfhundert und sechtzig gulden uber den brieff, den sie vor von uns hant vor eine summe gelts an alsvil, als yn des bezalt ist von unsern schribern zu Lanstein und zu Ernfels, die an dem ersten brieve abgangen ist und tegelich abget nach luͦte der briefe, die die vorgenanten Endres von Bruͦnek, duͦmprobst, Heinrich, dumdechan, Otte, schulmeister, und daz gemeine capittel zum dume zu Mentze und die iuden von uns und den vorgenanten unsern schribern hant, globen wir mit diesem gegenwertigen brive, daz selb cleynode an allen yren schaden zu losen und yn wieder zu antwerten und Heinricum, unsern schriber zu Ernfels, odir wer schriber zu ziten doselbs ist, synen brieff zu geben uns und den iuden synen offen brieff zu geben, die zwolf tornose uff zu heben und die zu wenden, die cleynode zu losen und nyt anderswar, also wanne der brieff der ersten suͦmmen ledig ist. Auch mogent dieselben Ioserlin und Isaac die phande legen hinder Heintzen zuͦm Iuͤckel, unsern schultheiszen zu Mentze, oder hynder Eberhard Isinmenger oder hinder den iungen Berwolf alsverre, als yn nicht fugete, die phande hynder Henne Berwolfe zu ligen, [!] der sie itzuͤnt ynnehat. Auch waz und welcherlei schade zu den phanden geschee, die wyle sie vor uns und den stifft stent, den sullen wir und der stift dem vorgenanten capittel keren gentzlich und gar, an geverde. Des zu urckunde so haben wir unsir ingesiegel an dysen brieff gehangen, der geben ist, do man zalte von Cristus geburt drutzehenhundert iar und darnach in dem syben und sybentzigistem iare, uff den nehsten donrstag (1) nach sant Bonifacien tag. (2)

Rückvermerk:

littera reversus per dominum maguntinum racione clenodiorum Joserlin Judeo obligatorum (14. Jh.)

(1) In B wurde das Ausstellungsdatum latinisiert, und zwar versehentlich in der Form feria quarta anstatt quinta (post Bonifacii).

(2) Die Urkunde ist durch Tilgungsschnitte entwertet.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden 1688, Orig. (A); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1901 (Digitalisat); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB09/fond?block=4 (Digitalisat), dt., Perg.; ebd., StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 13v (Abschrift, leicht gekürzt, 14. Jh.) (B).

  • GJ 3, 2, S. 788;
  • Falck, Glanz (1978), S. 35 f.;
  • Salfeld, Geschichte (1916), S. 157;
  • Rothschild, Judengemeinden (1904), S. 36;
  • Schaab, Diplomatische Geschichte (1855), S. 103.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 189, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008m.html (Datum des Zugriffs)

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