Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 174

1375 Mai 13

Der Edelknecht Brun Feist von Sprendlingen, Johann Wolf d. J., Ritter von Sponheim, und der Edelknecht Gottfried von Jugenheim bekunden, dass sie oder ihre Erben den Juden Abraham von Alzey, ansässig zu Mainz und Bürger dieser Stadt, Lemchen von Sobernheim und Mosche von Odernheim, beide wohnhaft in Bingen, bzw. ihren Erben 300 gute, schwere Goldgulden schuldig sind, von denen sie 125 zwischen Mariä Himmelfahrt (15. August) und Mariä Geburt (8. September), 125 zu Weihnachten und die restlichen 50 Gulden zwischen den beiden genannten Marienfesten im folgenden Jahr bezahlen sollen. Bleiben sie säumig, werden pro Woche und Gulden jeweils zwei alte Heller an Zinsen ('Gesuch') fällig. Die Aussteller geloben um größerer Sicherheit ihrer Gläubiger wegen, nach erfolgter Mahnung seitens der Juden jeweils persönlich in einer ihnen von letzteren anzuweisenden öffentlichen Herberge in Bingen so lange Einlager zu leisten, bis Kapital und Zinsen gänzlich bezahlt wurden. Sollte einer der Bürgen, d. h. Johann Wolf oder Götze von Jugenheim, der Tod ereilen, wird Brun von Sprendlingen für gleichwertigen Ersatz sorgen. Die Bürgen versprechen, sich nicht mittels geistlicher oder weltlicher Gerichte ihrer Verpflichtungen zu entziehen, vielmehr versichern sie, wie vorgeschrieben nach gegebenenfalls erfolgter Mahnung durch die Juden in Bingen einzureiten. Bruno garantiert den beiden Bürgen Schadloshaltung.

Ich, Bruͦn Feyzt von Sprendelingen (1), edilknecht, Iohan Wolff der ionge, rytter von Spanheym, und Gotze von Gugenheym, edilknecht, duͦn kunt allen luden, daz wir und unser erben menlich vor all schuldig sin und geben sollen Abraham von Altzey iuden, gesezzen zuͦ Mentze und burger zu Mentze, Lemmechin von Sobernheym und Moesche von Odernheym iuden, gesezzen zuͦ Binge, iren erben, oder wer dysen briff inne hat bit irme guden willen, druͦhondert gulden gut von golde und swer von gewichte, zuͦ bezalen hondert und funff und zwentzijg gulden tuschen den zweyn unser frauwen dagen als sie zuͦ hymel fur (2) und als sie geborn wart (3) nest komen sollent und hondert und funff und zwentzijg gulden zuͦ bezalen zuͦ winachten nest komen sollent und fuͦnffzijg gulden von den zweyn unser frauwen dage vorgenant uber eyn iar nach datum dis brifis. Und zuͦ welcher zijt, als vorgeschriben stet, wir, die vorgenanten sachwalden, daz vorgenante gelt nyt bezelten off den dag, als vorgeschriben stet, so get nach dem vorgenanten dage alle woche off ie den gulden zwen alde heller zuͦ gesuche, als lange daz vorgenante gelt unvergolden blibet sten. Des zuͦ merer sichereide so geloben wir, Bruͦn von Sprendelingen, Iohan Wolff, rytter, und Gotze von Gugenheym vorgenant, bit guden truwen und bit rechter warheyde, wanne wir gemant werden von den vorgenanten iuden, von irn erben oder von irn boden, zuͦ Bingen in zuͦ komen, unser ylicher bit sins selbis lybe, in eyne offen herberge, da uns die vorgenanten iuden inwisent in gyselschaft zuͦ legen, ane argelist, und nyt uzer gyselschaft zuͦ komen und gysels recht zuͦ duͦn, als des landes gewonheit und recht ist, als lange daz den vorgenanten iuden oder irn erben sie heubtgelt und gesuch gantz und gar bezalt worden, ane argelist. Auch wer iz sache, daz Got verbide, daz under uns, Iohan Wolff und Gotze von Gugenheym sachwalden vorgenant, eynre oder me von dodes wegen abe ginge, so geloben ich, Bruͦn vorgenant, als guden gyseln zuͦ setzen, als abe gangen ist, ane argelist. Auch versprechen wir sachwalden vorgenant bit guden truwen und bit rechter warheide, uns nyt zuͦ behelfen bit keynerley fryheyt oder rechte, iz sie geystlich oder werntlich, daz uns nuͦtze mochte sin und den vorgenanten iuden oder irn erben schedelich an heubtgelde und gesuche von dyser schulde wegen. Auch geloben wir sachwalden vorgenant, wan wir gemant werden, in gyselschaft zuͦ komen von den vorgenanten iuden, so geloben wir, yͤn zuͦ Byngen in zuͦ komen und die gyselschaft zuͦ halden, als vorgeschriben stet, ane argelist. Auch geloben ich, Bruͦn vorgenant, myne mydesachwalden von dyser schulde gutlich zuͦ loesen ane eyde und ane allen irn schaden. Des zuͦ orkunde so han wir unser ingesigil an dysen briff gehangen. Datum anno domini MᵒCCCᵒLXXᵒquinto, die XIII mensis maii.

(1) In sämtlichen Regesten dieser Urkunde wird er als 'Fritz von Sprendlingen' bezeichnet.

(2) 1375 August 15.

(3) 1375 September 8.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, A 2, Nr. 4/22, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Kneib, Juden (2009), S. 116;
  • GJ 3, 2, S. 788 und 811, Anm. 134;
  • Schütz, Gemeinde (1989), S. 287;
  • GJ 3, 1, S. 122, Anm. 39.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 174, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008f.html (Datum des Zugriffs)

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