Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 137

1369 Januar 2

Erzbischof Gerlach von Mainz sowie die Mitschuldner und Bürgen Ritter Heinrich von Rüdesheim, Schultheiß dortselbst, und Jorge von Lindau, der Edelknecht Heinrich von der Spare und die Zollschreiber Heinrich zu Ehrenfels und Konrad zu Gernsheim bekunden, dass sie bzw. ihre Erben den Brüdern Ortlieb und Petermann zur Jungen Aben, Bürgern zu Mainz, oder deren Erben 1.000 gute, schwere kleine Gulden Mainzer Währung schulden, die letztere bei dem Juden Meister Isaak für sie als Darlehen aufgenommen haben, das bis zum Palmsonntag zinsfrei bleibt. Die Bürgen geloben an Eides Statt für den Fall, dass die Schuld am vereinbarten Termin nicht getilgt wurde, ohne vorherige Mahnung am Folgetag jeweils zwei Pferde und zwei Knechte in eine öffentliche Herberge nach Mainz ins Einlager zu entsenden, das nicht enden soll, bevor Kapital und Zinsen ('Schaden') gänzlich erstattet sind; verleistete Pferde müssen vom Besitzer ersetzt werden. Die Brüder zur Jungen Aben werden zudem am Tag nach dem Palmsonntag vereinbarungsgemäß das geschuldete Geld zu Lasten der Bürgen bei Juden oder Kawertschen zu Schaden nehmen. Diese Zinsen sowie auch andern Schaden durch Botenlohn, Gerichtskosten oder sonstige Spesen versichern die Bürgen ebenso zu begleichen wie das andere Geld. Haben die Bürgen einen Monat lang die Leistungspflicht erfüllt, werden sie Ortlieb und Petermann das geschuldete Geld bezahlen oder diesen dafür gute Pfänder stellen, die letztere oder ihre Erben versetzen oder verkaufen können. Die beiden Ritter und der Edelknecht verzichten in diesem Fall auf ihr Dienstrecht, die beiden Zollschreiber auf ihre Freiheit als Kleriker. Sämtliche Bürgen vesichern an Eides Statt, nicht durch Einschaltung von Gerichten oder durch Finten ihren Vorteil zum Schaden der Ansprüche der Brüder zur Jungen Aben suchen zu wollen. Erzbischof Gerlach garantiert seinen Mitschuldnern und Bürgen Schadloshaltung.

Wir, Gerl[ach] etc., und ich, Heinr[ich] von Rudenshey[m], eyn schultheisz da selbis, und ich, Jorge von Lindaw, rittere, und ich, Heinr[ich] von der Spare, eyn edilknecht, und ich, Heinr[ich], eyn tzolschriber zu Erenfels, und ich, Conr[ad], eyn tzolschriber zu Gernshey[m], viryehen und bekennen uns offenlich an disem brive, daz wir unvirscheidenlich schuldig sin, unsir iglicher fur al .. wir und unsir erben, den erbern fromen luden Ortliebe und Pedermanne, gebrudern zu der Iungen Abin, und iren erben, burgern zu Mentze, tusint guldin gudir swern kleynen gulden, als zu Mentzen genge und gebe ist, die sie uns entlenet hant umb meister Ysag den iuden, ane gesuch zuschen hii und palmen, di da nehst koment. Und globen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Iorgen, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich] und Cunraden, mit guden truwen an eidesstad und mit rechter warheit, dem vorgenanten Ortliebe und Pedirmanne, gebrudern, adir iren erben daz vorgenante gelt gutlich zu geldene und zu gebene off den palm dag, der da nehst komet (1) ane allen virtzog. Endetten wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Jorge, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich] und Conr[ad], des nit, daz wir daz vorgenante gelt nit enbetzelten off die zeit, als da vorgeschriben stet, so globen wir mit guden truwen an eides stad und mit rechter warheit, daz unser iglicher zu stund ungemanit an dem andern tage nach dem vorgenanten palmen tage zcwey [!] phert und zwene knechte sal stellen zu leisten in eyne offene herberge zu Mentze, da uns der vorgenante Ortliep adir Pedirman, gebrudere, adir ir erben in wisent, als lange bis daz daz vorgenante gelt und der schade, der daroff gen mag, als hernach geschriben stet, gantz und gar vorgolden wirt. Virleistet sich auch eyn pherd, sin herre sal eyn anderz an sin stad stellen, so dicke iz nod tut. Auch ist geredt, daz der vorgenante Ortliep und Pedirman, gebrudere, adir ir erben daz vorgenante geld zu stund an dem andern dage nach dem vorgenanten palmen tage undir den iuden adir undir den cauwertzin sullent nemen off unser vorgenante sachwalden Heinr[ich] und Iorgen, rittere, unde Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich] und Conr[ad] schaden. Den schaden und auch andern kuntlichen und mogelichen schaden, der daroff gen mag von bodenlons wegen adir von gerichtes wegen adir von tzerunge wegen, globen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Iorgen, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich] und Conr[ad], mit guden truwen an eides stad und mit rechter warheit, auch zu geldene und zugebene glich dem vorgenanten gelde. Auch globen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Iorgen, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich] und Conr[ad], mit guden truwen an eidesstad und mit rechter warheit, wanne wir eynen mant geleisten affter dem vorgenanten palmen tage, so globen wir, dem vorgenanten Ortlieb und Pedirmanne, gebrudern, adir iren erben, daz vorgenante gelt und den schaden, der daroff gen mag, als da vorgeschriben stet, gutlich zu geldene und zu geben, ane allerley widerrede und ane allen virtzog, adir gude sweren phant, die der vorgenante Ortliep und Pedirman, gebrudere, adir ire erben virsetzzen adir virkeuffen mogent, fur daz vorgenante gelt und den schaden, der daroff gen mag, als da vorgeschriben stet, da mit dem vorgenanten Ortliebe und Pedirmanne, gebrudern, adir iren erben begnuget. Auch virtzihen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Iorge, rittere, und Heinr[ich] von der Spare, (2) eyn edilknecht, off unsir dienst recht in diser sachen. Auch virtzihen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr[ich] und Conr[ad], off unsir pheffeliche fryheit in diser sachen. Auch globen wir, die vorgenanten sachwalden Heinr]ich] und Iorge, rittere, Heinr[ich] von der Spare, eyn edelknecht, und Heinr[ich] und Conr[ad], mit guden truwen an eidesstad und mit rechter warheit, keyn die ding zu suchen, die menschen hertze erdenken mag, nach [!] mit geistlichen adir werltlichen gerichte uns nit zu behelfen nach keyn gelade zu heischen, daz uns frumelich mochte sin adir dem vorgenanten Ortliebe und Pedirmanne, gebrudern, adir iren erben schedelichen an dem vorgenanten gelde adir schaden, der daroff gen mag, als da vorgeschriben sted. Auch reden wir, vorgenanter Gerlach ertzb[ischof], (3) unsir vorgenante midesachwalden Heinr[ich] von Rudensh[eim], unsern schultheiszen da selbis, und Iorgen von Lindow, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich], unsern schriber zu Erenfels, und Conr[ad], unsern schriber zu Gernsh[eim], gutlich zu losene von der vorgenanten scholt ane eyt und ane allen iren schaden. Des zu eyme urkunde so han wir, vorgenanter Gerlach ertzeb[ischof], unser ingesigel tun henken an disen brieff. Und dartzu zu merer sicherheit so han wir, die andern vorgenanten sachwalden Heinr[ich] von Rud[ensheim], Iorgen von Lindow, rittere, und Heinr[ich] von der Spare und Heinr[ich,] tzolschriber zu Erenfels und Conr[ad,] eyn tzolschirber zu Gernsh[eim], auch unsire inges[igele] zu unsers vorgenanten hernren inges[igel] gehangen an disen br[ieff], daz alle dise vorgenanten stucke und artikel war unde feste sin. Datum anno domini M CCC LXnono, tercia feria post Circumcisionis.

(1) 1369 März 25.

(2) Ein durchgestrichenes Wort folgt.

(3) Ein durchgestrichenes Wort folgt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 703r/v (Zählung oben) = fol. 232 r/v (Zählung unten), Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier.

  • REM 2, 1, Nr. 2495, S. 565;
  • Codex diplomaticus Nassoicus 1, 3, Nr. 3285, S. 380.
  • Schrohe, Mainz (1915), S. 135 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 137, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-007v.html (Datum des Zugriffs)

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