Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 128

1367 Dezember 20, Ehrenfels

Erzbischof Gerlach von Mainz bekundet, dass er angesichts des treuen, ihm nützlichen Dienstes seiner Bürger zu Bingen und seiner Hintersassen im Rheingau, in [Gau-]Algesheim und in Ockenheim eine Satzung zwischen besagten Bürgern und Hintersassen - sie seien adlig oder nicht, arm oder reich - einerseits und der Gemeinde seiner Binger Juden andererseits gemacht hat: Zunächst sollen die Binger Bürger den dortigen Schultheißen Johann und die Juden ihren Glaubensgenossen Minnemann von Linn abstellen. Wegen der Schuld von Gerlachs Hintersassen im Rheingau, in [Gau-]Algesheim und in Ockenheim soll der Schultheiß des Amtes, in dem die Schuldner ansässig sind, für diese gemeinsam mit Minnemann ihre sämtliche Schulden hinsichtlich ihrer Herkunft feststellen und hören, was ein jeder zu bezahlen hat und ob ihm das möglich ist. Dann soll jeder Schuldner ungefähr die Hälfte, ein Drittel oder ein Viertel seiner Schuld tilgen. Für die Restsumme geben ihm Johann und Minnemann ein Zahlungsziel von höchstens einem Jahr, gerechnet ab dem 1. Januar. An diese Festlegung soll man sich halten. Für den Fall, dass sich die beiden Genannten nicht einigen können, soll Ritter Heinrich von Rüdesheim, Gerlachs Schultheiß in Rüdesheim, als Schiedsmann fungieren und die Schulden prüfen. Was er dann mit Johann und Minnemann zusammen oder die Mehrheit der Drei entscheidet, soll gültig bleiben und den Juden verbürgt werden. Erhalten letztere ihre restlichen Außenstände nicht vor dem übernächsten Neujahrstag, soll ein Drittel auf diese Summe aufgeschlagen werden. Wenn ein Schuldner nicht spätestens bis Halbfasten mit den Juden in der vorgeschriebenen Weise wegen seiner Schuld verhandelt hat, gilt vorstehende Satzung künftig nicht für ihn.

Wir, G[erlach] etc., bek[ennen] etc., daz wir angesehen haben getruwen dienst, den uns unser burgere zu Binge und unser armen lude in dem Ring[auw], zu Algensheim und zu Ockenh[eim] nutzlichen getan haben, und haben eyne satzunge gemacht zuschen denselben unsern burgern zu Binge und unsern luden in dem Ring[auw], zu Algensh[eim] und zu Ockenh[eim], edeln und unedeln, armen und richen, und unsern iuden zu Binge gemeynlichen gesessen also, daz unsere vorgenanten burgere zu Binge eynen mit namen Iohan, scholtheiszen daselbis, darzu geben sollen und die iuden vorgenant sollen auch eynen iuden mit namen Mynneman von Lynne dar zu geben und umbe die scholt, die unser lude in dem Ring[auw], zu Algensh[eim] und zu Ockenh[eim] schuldig sin, (1) da sal der scholtheisze des amptes, da die schuldigere inne gesessen sin, von der schuldigern wegen darby gen mit Mynneman dem iuden, die zwene sollen igclichs rechenunge und schulde virhorn, wie igclichs scholt her sij kommen und darnach daz igclichr zu bezalende hat und iz yme gelegen ist. Darnach sal er bezalen zu male halbis, dritteil odir vierteil, me oder mynner. Wes auch der man nit zu bezalende hat, des mogen die vorgenanten zwene yme ziel und frist geben von iares tage nehst komt uber eyn iar oder kortzer und nit lenger. Und waz die zwene mogelichen, daz sal also gehalden werden. Konden aber die zwene nit eintrechtig werden, so sal Heinr[ich] von Rudensh[eim], ritter, unser scholtheisze daselbis, eyn dritteman sin, der sal besehen umbe die scholt, als vorgeschriben stet. Waz der mit den vorgenanten zwen oder daz merteil under yn irkennen und mogelichen, daz sal also bliben und gehalden werden. Und sal man auch des die iuden sicher machen. Waz auch die vorgenanten drye ader daz merteil undir yn machen, daz man den iuden tun solle, worden sie des nit bezalt von iares tage, der nehst komt (2), uber eyn iar, waz dan unbezalet blibet, so sal darnach daz dritteil zü geen. Wilcher auch der schuldiger hiezuschen und halb fasten nehst komt nit entedingit mit den iuden umbe sine scholt, als vorgeschriben stet, die sollent in dieser obgenanten satzunge und tedinge vorwerter nit sin. Des zu urk[und] etc. Datum Erenfels, in vigilia beati Thome apostoli, anno LXVIIᵒ.

(1) Ein verschriebenes, durchgestrichenes Wort folgt.

(2) 1368 März 19.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 665v (Zählung oben) = fol. 209v (Zählung unten), Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier.

  • REM 2, 1, Nr. 2352, S. 532 f.
  • Ziwes, Studien (1995), S. 251;
  • Schütz, Gemeinde (1989), S. 288;
  • GJ 3, 1, S. 121.

Kommentar:

Zu den Forderungen nach Zinsnachlässen aufgrund hoher Preissteigerungen vgl. auch MZ02, Nr. 119.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 128, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-007q.html (Datum des Zugriffs)

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