Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 196

1377 November 13, Aschaffenburg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekennt, dass er Isaak von Adelsheim mit Ehefrau, Kindern und Gesinde in seinen Schutz aufgenommen hat. Der Jude darf in einer mainzischen Stadt seiner Wahl [(Tauber-)Bischofsheim] (1) wohnen und verfügt über das Geleit des Erzbischofs. Die Gültigkeit dieses Schutzes beträgt drei Jahre. Zu jedem Martinstag (2) soll Isaak einen Zins zahlen in Höhe von 30 kleinen Gulden; zu mehr dürfen er oder seine Angehörigen nicht gewzungen werden. Isaak und die Seinen haben die Erlaubnis zur Geldleihe an ihrem Wohnort. An Bede- oder sonstigen Leistungen der anderen mainzischen Juden werden sie sich nicht beteiligen. Falls Isaak sich eines Frevels schuldig machen sollte, zahlt er höchstens zehn Gulden als Strafe; im Falle seiner Frau und seiner Kinder sind es höchstens fünf Gulden. Als Zeugen gegen sie werden vor Gericht nur je zwei ehrbare Juden mit festem Wohnsitz, die nicht mit ihnen verfeindet sind, sowie zwei ehrbare festansässige Christen akzeptiert. In Schuldsachen sagt der Erzbischof den Juden gegebenenfalls seine Hilfe gegenüber Herren, Rittern oder Knechten zu. Auch genießen sie das Recht des freien Zuges, sofern sie den Zins für das Jahr bereits entrichtet haben.

Littera data Ysaac iudeo in Bischoffesh[eim] super receptione et defensione ipsius:

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Ysaac von Adeletzheim, sin wip, sin kint und alle, die sin brot essen, in unserm schirm genumen [!] haben also, daz er mag wonen in unsern steten, wo er wil, und versprechen fur uns und die unsern, daz wir dem vorgenanten Ysaac, sinem wibe, sinen kinden und alle, die sin brot essen, sinem libe und sinem gute eyn guͦt slecht geleide haben geben zu uns und von uns vor aller menlichen in allez grunde in unsern steten, als vorgeschriben stet, dru gantze iar, die nest nach eynander folgende sin nach datum dieses brieffes. Und dar umb sal er uns dyen [!] alle iar mit driszig guden cleynen gulden uff santh Martins tag in dem wynter (2). Und dar ubir sollen wir und die unsern den vorgenanten iuden, sin wip, sin kint und alle, die sin brot essen, nit dragen [!], daz ym keyn schaden mochte brengen. Auch mag der iude wol lihen in unsern steten, wo er wont, und die sinen, ob er wil. Und wir vertrosten den iuden und die sinen vor uns und den unsern, daz sie keynerley zu schicken solle [!] haben mit andern unsern iuden von bede wegen und von keynerley, daz ym geschaden mochte, an allez geverde. Auch weres sache, daz der vorgenante iude, sin wip, sin kint und sin brotlinge, ane sine meyde und sinᵉ knechte, ycht frefelten, so solte Ysaac der iude selber busszen mit zehen gulden und nit me drober. Und were, daz sin wip, sin kint ycht frevelten, so solde yr yclichez busszen mit funff guldin und nit me drober also bescheidenlichen, ob sie besagt wurden, als gewonlich ist, daz zwene erber gesesszen iuden beseyden, die nit sine finde weren, und zwene erber gesesszen cristen, ane geverde. Auch sollen wir und die unsern dem vorgenanten iuden und den sinen beholffen sin umb sin schult, wo er iz bedarff, iz were gein herren, rittern oder knechten. Auch versprechen wir, daz wir und die unsern den vorgenanten iuden und die sinen beschirmen und versprechen sollen vor aller menlichen. Auch mag der vorgenante Ysaac, sin wip und kinde mit yren knechten und meden von uns zihen und faren ungehindert, wan sie wollen, also, daz sie uns irs zinses von dem iar vor verracht haben. Des zu merer sycherheide und zu eyme urkunde haben wir diesen brieff versigelt mit unserm eygen ingesigel, dar under wir bekennen aller vor und nach geschrieben rede und artikel war, veste und stete zu halden mit guter bescheidenheide, an alles geverde. Datum Asch[affenburg], in die sancti Briccii episcopi, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXX septimo.

(1) Vgl. MZ02, Nr. 222.

(2) November 11.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 29v, Abschrift (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/681 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 231 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 54 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/681) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 216, S. 61;
  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 37, S. 285;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 123, S. 27;
  • Darmstadt, StA, R 11 A Kurmainzer Regesten, Nr. 26.
  • GJ 3, 2, S. 1450.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 196, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-005g.html (Datum des Zugriffs)

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