Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 314.

Ebm. Mainz 2, Nr. 224

1378 Juli 30, Eltville

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er Gente von Siegburg und ihren Schwiegersohn Michel mitsamt ihren Kindern und dem Gesinde als seine Bürger und Juden aufgenommen hat. Sie dürfen sich bis Martini in Bingen oder einer anderen mainzischen Stadt niederlassen und, ab Martini gerechnet, drei Jahre dort bleiben. Adolf oder seine Amtsnachfolger werden sie schützen und ihnen zu ihrem Recht verhelfen so wie den anderen mainzischen Juden auch. Dafür zahlen Gente und Michel [zusammen] jährlich am Martinstag acht schwere Goldgulden und keinesfalls mehr. Haben sie ihren Zins zuvor entrichtet, haben sie jederzeit das Recht des freien Zuges. Falls die Juden vor Gericht verklagt werden wegen Körperverletzung oder eines Gutes, muss der Beweis gegen sie gemäß dem Judenrecht mit unbescholtenen Christen und Juden, die nicht mit ihnen verfeindet sind, geführt werden. Abschließend sichert ihnen der Erzbischof alle Freiheiten, Gesetze und Gewohnheiten zu, die den anderen Bürgern und Juden im Erzstift zukommen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Genten von Syberch (1) und Micheln, iren eyden, zu unserm burger und iuden emphangen han, ir kint, mede, knechte und ir gesinde, die ir brot essende sint, also daz sie wonen sollen under uns, unser nachkomen und stiffte zu Bingen in unser stad oder in andern unsern steten, wo yn daz allerbeste fuget, zwischen hie und santh Mertins tag allernest komen sal (2) nach gifft dieses brieffes unde von dem selben santh Mertins tag wer dry iar. Und sollen wir, unser nachkomen und stifft (3) sie verantwerten, beschirmen und behelffen zu allem irem rechten als ander unser iuden, ane alle geverde. Und sollen sie uns alle iar dinen uff santh Mertins tag mit acht gulden, gut von golde und swer von gewichte, und daruber sal sie nyman von unsern wegen dringen noch engen. Auch mogent die vorgenanten iuden, ire kindere, meyde, knechte und gesinge [!] von uns farn und ziehen, wann daz yn daz fuget, also daz sie uns ires dinstes vor haben verracht. Were auch sache, daz yn yeman hette zu zusprechen, daz yn an lip oder an gut treffe, der solde yn zusprechen und solde sie bereden mit umbesprochen cristen unde und [!] umbesprochen iuden, sementliche die ire vinde nit weren, als iuden recht ist unde wie man iuden vor bilche bewisen sal. Unde furt so gelten wir yn alle friheid, gesetze und gude gewonde, die ander unser burger und iuden under uns habent, unde sollen sie da ane getruweliche hanthaben und beschirmen ane alle argeliste. Des zu urkunde etc. Datum Eltvil, feria sexta post diem sancti Iacobi apostoli, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXXoctavo.

(1) Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 geben als normalisierte Form "Syberch" statt "Siegburg" an [Zugriffsdatum: 3. Juni 2015], die Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 273, S. 76, als Quellenzitat "Syburg" statt "Syberch".

(2) 1378 November 11.

(3) Die Wörter und stifft wurden über der Zeile eingefügt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 112v-113r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 249 (Fotokopie).

  • GJ 3, 2, S. 1370, Anm. 15;
  • GJ 3, 1, S. 117.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 224, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-005c.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht