Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 346.

Ebm. Mainz 2, Nr. 255

1380 Januar 15, Aschaffenburg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er dem Juden Josep von [Groß-]Umstadt, Bürger daselbst, Konrad Rabenolds wegen 120 gute schwere Gulden schuldet, für die bis zur Tilgung zwei junge Heller pro Woche und Gulden an Zins (Gesuch) fällig werden. Kapital und Zinsen müssen bis zum nächsten Michaelstag bezahlt sein. Für die Begleichung der 120 Gulden und des "Judengesuchs" bürgen dem Gläubiger die Edelknechte Dieter Gans, Vogt zu Otzberg, Ruprecht Ulner, Adolfs Amtmann zu Hofheim, Konrad Rabenold und Gelfried Kreiß von Uelversheim. Verzögert sich die Zahlung, müssen die Genannten, wenn sie von Josep oder seinen Erben gemahnt werden, innerhalb von vierzehn Tagen jeweils ein Pferd und einen Knecht zum Einlager nach [Groß-]Umstadt in Josefs oder seiner Erben Haus bzw. eine ihnen angewiesene Herberge entsenden, die dort solange bleiben und gegebenenfalls immer wieder ersetzt werden müssen, bis Josef oder seine Erben zu ihrem Geld gekommen sind. Wenn einer der Bürgen stirbt oder das Land verlässt, ist nach Mahnung innerhalb eines Monats für gleichwertigen Ersatz zu sorgen, andernfalls müssen die anderen Bürgen solange mitleisten. Der Erzbischof verspricht den Bürgen Schadloshaltung. Letztere bekunden an Eides Statt, ihrer Bürgenpflicht nachzukommen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir schuldig sin und gelten sollen Iosep von Omstad, iuden, burger zu Omstad, von Conrad Rabenoldes wegen hundert und zwenczig gude swere guldin, die er uns gutlichen (1) geluhen hat, von dem guldin tzwene iunge haller alle wochen tzugesuche [!] tzugeben als (2) daz vorgenante (3) unvergolden stet. Dieselben (4) hundert und zwenczig guldin und den gesuch (5) sollen wir, unser nachkomen oder stifft zu Mencze deme egenanten Iosep oder sinen erben gutlichen widergeben unde bezaln uff santh Michahels tage nest komet nach datum dieses brieffes (6). Und des zu merer sicherheid han wir yn zu burgen geseczet fur das heuptgelt und den iudengesuch, der nach datum dieses brieffes (7) daruff gen mag, als lange ez unvergolden stet, Dyther Gans, voigt zu Otsperg, Ruprecht Ulner, unsern amptman zu Hofeheim, Conrad Rabenold und Gelfrith Kreiz von Ulfirsheim, edelknechte, unser lieben getruwen, also bescheidenlichen, weres sache, daz wir, unser nachkomen oder stiffte zu Mencze deme egenanten Iosep iuden oder sinen erben die vorgenanten hundert und zwenczig guldin uff den egenanten santh Michahels tag nest komet nit bezalten, so sollen die vorgenanten unser burgen ynnewendig virczehen tagen darnach, als sie des von deme egenanten Iosep oder sinen erben gemant werden zu huse oder zu hofe, muͦnt wider muͦnt, mit boten oder mit brieffen, ir iglicher ein pherd und einen knecht senden zu Omstad in die stat in des egenanten Ioseps hus oder siner erben oder in welche herberge sie von yme daselbes gewiset werden, und die da laszen ligen und leisten, ye ein pherd und knecht nach deme andern in die leistunge zustellen, als dicke des noit geschiet und als lange, biz daz wir, unser nachkomen oder stifft zu Mencze deme egenanten Iosep oder sinen erben die hundert und zwenczig guldin und den iudengesuch, der nach datum dieses briefes (8) daruff get, genczlichen und wol bezalen, ane alle geverde. Ginge auch der vorgenante unser burgen einer oder me abe von dodes wegen, da Got fur sy, oder fure von deme lande, so sollen wir dem egenanten Iosep oder sinen erben einen andern oder me als gude burgen an der abegegangen stat wider seczen ynnewendig eines mandes frist, als wir des von yn gemant werden. Teden wir des nit, so sollen die andern burgen leisten, als vorgeschriben stet, als lange biz daz geschiet, ane alle widerrede. Auch sollen wir, unser nachkomen oder stifft zu Mencze die vorgenanten unser burgen von dieser burgeschafft losen und gutlichen entheben ane allen iren schaden, ane geverde. Des zu urk[unde] etc. Und wir, dye vorgenanten burgen, bekennen, daz wir also burgen worden sin, und globen in guten truwen an eydes stat, yn burgeschafft zuhalden, wann wir des von Iosep egenant oder sinen erben ermant werden, und zu tuͦne, waz hie vor in diesem brieffe von uns geschriben stet, ane alle geverde. Des zu urkunde etc. Datum Asch[affenburg], dominica proxima post octavam Epiphanie domini (9), anno domini millesimo CCCᵒ LXXXᵐᵒ. (10)

(1) An dieser Stelle folgt durchgestrichen: unde ane gesuch.

(2) An dieser Stelle folgt vermutlich lange, doch ist dies so nahe an der Bindung geschrieben, dass es nicht mehr lesbar ist.

(3) Ebenso ist ein Wort an dieser Stelle nicht zu lesen; es dürfte gelte heißen (vgl. Anm. 6).

(4) Vor dieselben steht nach geluhen hat durchgestrichen: zwischen hie und santh Michahels tage nest komet.

(5) Die drei letzten Wörter wurden über der Zeile eingefügt.

(6) 1380 September 29. Nach brieffes folgt durchgestrichen: und wo wir des nit teden, so sal dann furbaz alle wochen zwen iunge heller uff ye den guldin zu gesuche gen, als lange daz vorgenant gelte unvergolten stet, man leiste daruff oder nit.

(7) Die Wörter datum dieses brieffes wurden anstelle der durchgestrichenen Passage santh Michahels tage nest komet über der Zeile eingefügt.

(8) Die Wörter datum dieses briefes wurden anstelle von santh Michahels tage vorgenant (durchgestrichen) über der Zeile eingefügt.

(9) Das Datum wurde über der Zeile eingefügt und darunter feria tertia post dominicam Letare durchgestrichen.

(10) Die Korrekturen des Textes wurden mit anderer Tinte durchgeführt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 186v, Abschr. oder Konzept (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2578 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 259 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 477 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2578) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 331, S. 90 f. (Namen teils irrig);
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 162, S. 35;
  • Darmstadt, StA, R 11 A Kurmainzer Regesten, Nr. 27.
  • GJ 3, 1, S. 476.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 255, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-002t.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht