Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 123

1322 Januar 28, Freiburg i. Br.

Das Augustinerchorherrenstift Allerheiligen zu Freiburg im Breisgau schuldet Heinrich, Sohn der verstorbenen Frau Irmengard von Kappel, jährlich zwölf Mütt Roggengült. Wegen einer großen Teuerung aufgrund des Krieges zwischen der Stadt Freiburg i. Br. und den Herren von Üsenberg konnte das Kloster diese Abgabe im Vorjahr nicht leisten. Ansonsten hätte Heinrich zu Lasten des Klosters die zwölf Mütt Roggen bei Juden zu Schaden aufnehmen müssen. Heinrich erließ dem Kloster Allerheiligen daraufhin die Roggengült, ließ sich allerdings im Gegenzug die Erlaubnis zum Verkauf zweier Mütt Roggen erteilen. Propst Konrad und der Konvent des Stifts Allerheiligen geloben nun der Nonne Gertrud Lutoldin und ihrer Schwester und Anna Lutoldin auf beider Lebenszeit diese zwei Mütt Freiburger Maß Roggengült als jährlich zu St. Martin fälliges Leibgeding. Diese Gült haben die Schwestern mit Einwilligung des Konvents von dem vorgenannten Heinrich für bereits ausgezahlte vier Pfund Pfenninge weniger fünf Schillinge gewöhnlicher Freiburger Währung erworben.

Die Urkunde wird vom Kloster Allerheiligen sowie auf Bitten Heinrichs durch Konrad von Meersburg, Abt. von St. Märgen, und Konrad von Veringen, Pfründner des Straßburger Hochstifts, besiegelt.

Wir brobest Cuͦnrat von gottes gnaden des gotteshuses von allen heiligen ze Friburg und das capittel des selben gotteshuses (1) tuͦn kunt allen den die disen brief an sehent oder hoͤrent lesen, das wir dur[ch] Heinriches, frow Irmingart seligen sun, dú in únserm kilchof bestattet ist, der man sprach dú von Capelle (2), bette willen gelúbdig sien worden und geloben mit disem gegenwertigen briefe swoͤster Gerdrut Luͦtoltinnen und Annen ir swoͤster von Friburg zwene mutte roggen geltes Friburger mes ze einem rehten lipgedinge jergeliches ze sant Martins mes (3) in únserm vorgenanten gotzhuse ze gende von únsers gotteshuses guͤtern alle die wile si bede lebent, die si mit ûnserm willen umbe den vorgenanten Heinrichen koͧften umbe vier pfunt pfenninge fúnf schilling minre gewonlicher Friburger der er oͧch gar und gentzlich von inen ist gewert und in sinen nutz komen sint und swenne ir eintweder nit enist, so sol ûns des selben geltes ein mutte ledig sin, so si aber bede nit en sint, so sol úns der ander mutte oͧch lidig sin und die selben gelûbde haben wir getan dur únsers gotteshuses nutzes willen von der zwelf mutte roggen geltes wegen, die wir dem vorg[enanten] Heinrich da har haben gegeben ze rehten lipgedinge won wir ime die selben zwelf mutte des tûren jares von des urlúges wegen der stette von Friburg und der herren von Uͤsenberg (4) nit mohten gegeben, wir muͤssen si denne genomen han under juden uffen grossen schaden únsers vorgen[anten] gotzhuses, des schaden er úns des selben jares úberhuͦp und úns oͧch der vorgen[anten] zweier mutte roggen geltes, die wir den vorgen[anten] geswoͤsteran gelobet haben, ze gende an den vorgen[anten] zwelf mutten, die wir ime da har gaben lidig het gelassen und ûns bat, das wir ime sú enloptin ze verkoͧffenne in dem selben rehte als wir ime der selben zweier mutte ê schuldig waren won wir ime des vorgen[anten] jares nit ze gende hatten als da vor bescheiden ist und dar umbe, das die vorgeschribenen ding ellú war sint und oͧch stete beliben, so haben wir der vorgen[ant] brobest und das capitel des vorgen[anten] gotzhuses únsrú ingesigel an disen brief gehenket und geloben die vorgeschrieben gelúbde stete ze hande, fúr úns und fúr alle únser nahkomenden und fúr ûnser gotteshus mit guͦten trûwen ane alle geverde. Und ich der vorgen[ant] Heinrich vergihe oͧch an disem briefe, das ich von den vorgen[anten] geswoͤsteran der vorgeschribenen pfenninge umbe die vorgen[ant] zwene mutte roggen geloes, die mir hinnan hin niemer me werden súllen gar und gentzlich gewert bin und geloben oͧch ellú dú vorgen[ant] ding, dú da vor von mir geschriben sint stete ze hande ane alle geverde und verzihe mich geistliches unde weltliches gerihtes und aller der schirme und rehtes mit den ich wider dú vorgen[ant] ding und gelúbde in dekeine wis getuͦn moͤhte ane alle geverde und das das war ist und stete belibe so han ich gebetten Cuͦnraden von Mersburg .. des abbetes von sante Marien (5) schriber, das er sines herren ingesigel des vorgen[ant] abbetes fúr mich henke an disen brief und meister Cuͦnrat von Veringen (7) einen pfruͦndener der meren stifte ze Strasburg, das er sin ingesigel ze einem rehten urkûnde der vorgen[anten] dinge henke an disen brief und ich der vorgen[ant[ Cuͦnrat von Mersburg dur des vorgen[ant] heinriches bette willen hab mines vorgeschribenen herren des abbetes ingesigel gehenket an disen brief ze einem urkûnde der vorgen[anten] dinge. Ich oͧch der vorgeschriben meister Cuͦnrat von Veringen habe oͧch dur des selben vorgen[anten] heinriches bette willen min ingesigel an disen brief gehenket ze einem urknͧde aller der vorgeschribenen dinge. Dis geschach und wart dirre brief gegeben ze Friburg in dem jare do man zalte von gottes gebúrte drúzehenhundert und zwei und zweintzeg jar an dem nehsten dunrestage vor únser froͧwe tag ze der Lichtmesse.

Rückvermerk:

von den von aller heiligen. (14. Jh.); mehrere neuzeitliche Rückvermerke und Archivsignaturen

(1) Bei Allerheiligen zu Freiburg handelt es sich um ein im Jahre 1302 gegründetes Augustinerchorherrenstift.

(2) Kappel, heute Ortsteil von Freiburg im Breisgau.

(3) November 11.

(4) Die Angabe bezieht sich auf den den sogenannten Kaiserstühler oder Üsenberger Krieg von 1320-1322. Die Stadt Freiburg beteiligte sich ab dem Jahr 1321 aktiv an den Auseinandersetzungen; vgl. Bader, Geschichte (1883), S. 197-200; Schreiber, Geschichte Stadt und Universität 2 (1857), S 114-118.

(5) Es handelt sich um das etwa 1118 gegründete Augustinerchorherrenstift St. Märgen.

Überlieferung:

Freiburg i. Br., StadtA, A1 XVI 1322 I 28, Orig., dt., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 123, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/KN-c1-0027.html (Datum des Zugriffs)

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