Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2075

1387 September 1, [Speyer]

Gedächtniszettel [der Gesandten der Straßburg] betreffend die Beschlüsse der [rheinischen und schwäbischen] Städte auf einem gemeinsamen Tag zu Speyer vom 1. September 1387 (zu Spire […] an sontag post Johannis tag Decollationis, anno 1387):

Man hat gemeinsam mit den Schwäbischen Städten beschlossen,

[1.] dass man am nächstkommenden 8. September (uf disen nehsten unser frowen tag Nativitatis) den Juden verbieten soll, fortan weder christliche Ammen noch Mägde zu beschäftigen. Bei Zuwiderhandlungen haben die betreffenden Juden oder Jüdinnen 100 Gulden als Strafe an ihre Heimatstadt zu zahlen, während die Ammen und Mägde einen einjährlichen Stadtverweis erhalten sollen;

[2.] dass man bis zum nächsten [Städte-] Tag hinder sich bringen soll, dass die Juden in judischer wais und nach judischen sitden giengen, wie es zu ihnen passt und es früher war (als in zugeh[o]rit und in alter gangen hant);

[3.] dass man das christliche Gesinde, Ammen und Mägde, die für Juden arbeiten, mit einem Brandzeichen unter den Augen kennzeichnen soll (under ougen mit einem brande zeichente);

[4.] dass alle Kaufleute fortan am Sonntag Oculi in die Fastenmesse nach Frankfurt fahren und diese am Sonntag Judaica wieder zu verlassen haben; widrigenfalls droht eine Bestrafung;

[5.] dass man sich um den Judenwechsel, der das Geld auf dem Land bringt, kümmere (Item wegen juden wechsel, die das gelt uß dem land machen, daß das versorget werde);

[6.] dass man fortan in den Judeneid eine Passage aufnehme, wonach nur ein Jude, der die Wahrheit schwöre, als Jude sterbe, während er bei einem Meineid als Christ sterbe (Item den juden furbas in den judischen eid zu geben, ob der jude reht swere, daß er ein seliger jude ersterbe, und, ob er unrecht swere, daß er dann ein seliger Crist ersterbe) (1)

(1) Diese Passage, die in der Edition in den Urkunden und Akten sowie im UB Straßburg fehlt, folgt der Angabe bei RTA 1, S. 582, Anm. 6. Demnach befand sich dieser Artikel in den heute leider verlorenen Exzerpten Wenckers auf der Rückseite des Blattes, das die übrigen Artikel benennt. Vgl. zum Judeneid die redigierte Fassung aus Frankfurt, die explizit den Bezug zum vorliegenden Städtetag zu Speyer herstellt FW02, Nr. 2076 und zum obigen Artikel [3.] FW02, Nr. 2077.

Überlieferung:

Strasbourg, AVES, Wencker Excerpta 2, fol. 364r/v (verloren), Abschr. (17. Jh.), dt., Papier.

  • Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde 3, 1, Nr. 940, S. 882 f.;
  • UB der Stadt Straßburg 6, Nr. 387, S. 204 f.;
  • Deutsche Reichstagsakten (1376–1486) 1, Nr. 317, S. 581 f.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2075, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01sp.html (Datum des Zugriffs)

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