Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 129

1349 Juli 24

Am 19. Juli 1407, als über den Bau an der St. Bartholomäuskirche zu Frankfurt Abrechnung gehalten wurde (nota, als uf hude, dinstag nach Divisionis apostolorum, anno MCCCCVII die rechnuͦnge von des buwes wegin geschach), erzählte Herr Nikolaus von Königstein, dass er einst von Hertwin Strahlenberg gehört hatte, dass der alte Baumeister genannt Glocke wegen des Baus der Pfarrkirche [St. Bartholomäus] einst (vor zijde) einen Betrag von 1.000 Pfund Heller für den Bau einer Mauer am benachbarten Leinwandhaus gegeben habe. Im Gegenzug sollte seinerzeit das alte städtische Rathaus, gelegen an der Pfarrkirche, zur Pfarrkirche, dem Pfarrfriedhof sowie dem Kreuzgang zugeschlagen werden, wovon jedoch der Rat keine Kenntnis mehr habe (davon doch der rad oder sin frunde nit wissen). Herr Jakob Weibe bekundete, hiervon nichts zu wissen, ihm jedoch im Gedächtnis geblieben sei, dass die beiden Seiten neben der Pfarrkirche zunächst unbebaut gewesen seien, dann jedoch dort schnell und zügig gebaut worden sei. In der anschließenden Judenschlacht (judenschlacht) (1) sollen die Juden den Chor der Pfarrkirche mit Feuer beschossen haben, wodurch Chor und Kirche bis auf die Grundmauern abgebrannt seien (da schussen die juden fur in den kor zuͦr pharre und der kor und kirche brente zu grunde abe). Jedoch wurden die Feuerschäden innerhalb eines Vierteljahres vollständig beseitigt, gleichwohl habe die Bau[fabrik] die hierbei entstandenen Kosten nicht allein tragen können (das iz der buwe nit vermocht hette), weshalb der Frankfurter Rat einen Großteil der Kosten aus dem städtischen Steueraufkommen hinzugegeben habe (dann man sagete da, daz der rad von der stede wegin groß gelt und sture darzu tede).

(1) 1349 Juli 24; vgl. FW02, Nr. 127.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Bartholomäusstift, Städtische Bücher 24, fol. 1r, Orig., dt., Papier.

  • Dombrand und Judenschlacht, S. 6 f.
  • Bund, Findbuch (1993), S. 36.
  • Schnur, Juden in Frankfurt (2017), S. 186;
  • Backhaus, Einrichtung (1989), S. 83 f.;
  • Graus, Pest (1994), S. 195;
  • Kracauer, Politische Geschichte (1911), S. 40.

Kommentar:

Während in den zeitgenössischen Quellen lediglich erwähnt wird, dass das von den Juden und den Angreifern im Judenviertel gelegte Feuer auf das Bartholomäusstift übergegriffen und dabei weite Teile des Kirchendachs zerstört habe (link fud:FW-c1-002h>), ist in der Notiz, die auf mündlicher Überlieferung beruht, erstmals die Rede davon, dass die Kirche gezielt von den Juden in Brand gesteckt worden sei. Später kursierte in Frankfurt die Legende, wonach das Rathaus durch einen von Juden verschossenen brennenden Pfeil zerstört worden sei. Obwohl Johannes Latomus in seiner Chronik von etwa 1562 die Geschichte als Erfindung entlarvte (FW02, Nr. 130), fand sie dennoch ihren Weg in die um 1700 verfasste Frankfurter Chronik von Waldschmidt (FW02, Nr. 102).

(dsc./jmü.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 129, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-002g.html (Datum des Zugriffs)

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