Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 173

1340, Mainz

Die Bürgermeister und der Rat von Mainz schreiben an die Bürgermeister und den Rat von Frankfurt über den Streitfall zwischen dem Judenbischof Josef von Aschaffenburg, Bürger in Mainz, und der Witwe des Sterkelin, Frankfurter Bürgerin, über die Josef nicht bezahlte Schuld Sterkelins. Josef habe die Witwe während der Frankfurter Messe vor dem Frankfurter Schöffengericht angeklagt. In Anwesenheit von Vertrauten des Mainzer Rats sei Josef vor dem Frankfurter Rat gewalttätig angegriffen worden. Danach sei er auf dem Wege in die Herberge - von Mainzer Ratsleuten begleitet - von Dienern des Frankfurter Rats und einigen anderen Frankfurter Bürgern gestoßen und geschlagen worden. Dadurch sei das den Mainzer Bürgern zustehende Messegeleit wie auch der Messefriede verletzt worden. Die Mainzer fordern die Frankfurter auf, die Schuldnerin zur Zahlung ihrer Schulden an den Juden zu veranlassen. Weitere Beschwerden beziehen sich auf die Schädigung von Mainzer Bürgern insbesondere durch den ehemaligen Frankfurter Stadtrichter Eberhard Kauwerzin.

Erbern unsern luden unsern guden frunden, den burgermeistern und dem raide zu Frankenfort zulen wir die burgmeistere und der rait zu meintze unsern dienst umb soliche ansprache als Josip von Aschaffenburg der judenbischof, unser jude und burger, hait an Sterkelins selge (1) uwer burgerssen von solichs guts wegen alz ime der selb Sterkelin schuldig ist bliben. Dez er sine offenne brieve und ander gude kuntschaft hait und er sie darumb vur uch angesprochen hain und der sachin hinder uch nach sinen brieven und kuntschaft gegangen waz und dar unsere frunde und raitgeselle nit in uwer messen mit ime vor uch und in uwer rait quamen und der sachen gerne (2) gehabet hatten in aller der mazze als er daran uch bliben waz, dez wart er in uwern rehte uns zu uneren und zu smachheide hinder unsern frunden, die mit ime vor uch waren zwirnant erglichen angegriffen. Und da unsere raitgeselle und derselb unser Jude uz wulin raite solten gan an die herberge, da wart der selbe unser Jude anderwerbe von etlichen uwern dienern und andern uwern burgern vor uwern rade gestozzen und geschlagen, daz unser gesworen diener sahen und funket und daz von uch unfruntlichen sten. Sint dem male daz ir an uwern offenn brieve alle unsern burgern und dan die bie uns wonende sient irme libe und irme gude bie uch und widder von uch in uwer messe zu kommende fridene und geleide gabent und auch in dem selben unserm Juden bi nichte anfuget der sachen hinder uch zu uhbande sint dan male, daz er also in uwern friden ubervaren wart. Wan weren soliche stucke bie uns und in unsern friden von diekeine unsern diener und burgern uwern burgern widervaren. Wir heiszen sie dar umb als swerlichen an irme habe und gude gekestiget uch und allen uwern burgeren zu (3) die auch ein ander nymmer dar an stozzen muste, dez selben glauben wir auch an uwer wißhaite uwerer diener gein uns durch uwer eren willen tun solnt, bitten wir uns ersamkeit mit gantzem ernste, dez ir die selb uwern burgessen nach dar zu halden und underwisen wolnt, daz sie unserm Juden solich gut als ime Storkelin selge, ir wirt, schuldig ist bliben, gelde und geba und sich gutlichen bij ime dar umb richte in aller der mazze als er sine offenne brieve und kuntschaft dar uber hait durch unsers dieners willen. Ir solnt auch wißen daz uns von achtzehin unserer burgern, die mit in uwer messen waren, swerlichen geklaget ist, dez wir wole glaubin, was unser burger bie uch und an uwern gericht dazu schaffende hant, daz man ungnade zu in kere als sie beschimfet und sinderlingen Ebirh[ard] Kauwerzin, der furmals uwer statte richter waz, gestadent wan unser frunde und burger mit irme gude her heim varen solnt und unser fride noch den wart, daz er sie da e bekummert, und sie in grozzen schaden dringet und sinen mutwillen hat in dribet in den dingen daz man ime alles rechten an unser statte gerichte gehießen ist zu (4) zu wen er id zu sprechende hette und ime dar an nit (5) er wulle sinen mudwille bit unsern burgen triben. Wider alle bescheidenhait, daz ir ime nit gestaden soltent, daz bitten wir uch, daz ir diese stucke bedenken wolnt als uwer wißhaite wole anstait, also daz unsern burgern ir schaden und smachhait, die in bie uch widervaren sient, abe gelacht werden und auch furbaz bestellen wolnt, daz ez nit widder mer geschehe. Dedent ir dez nit, da suchten wir fere, daz sie furbaz uwer jarmerte nit als (6) als sie bit ij getan hant. Waz uwer willen und antwerth von diesen vorgenante stucken, dez scribent uns wider bijt diesem bode.

Rückseitig:

dem Rait zu Frankenfort

(1) Hier zu ergänzen: frauwin.

(2) An dieser Stelle folgt ein verwischtes, nicht mehr lesbares Wort.

(3) An dieser Stelle folgen zwei verwischte, nicht mehr lesbare Worte.

(4) An dieser Stelle folgt ein nicht mehr lesbares Wort.

(5) An dieser Stelle folgt ein nicht mehr lesbares Wort.

(6) An dieser Stelle folgt ein nicht mehr lesbares Wort.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Reichssachen I, Nr. 2200, Orig., dt., Perg.

  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 1, Nr. 1a, S. 1;
  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 75.

Kommentar:

Im Original ohne Datierungszeile. Die Datierung in Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 1, Nr. 1a, S. 1, wurde hier beibehalten. Auf der Rückseite der Urkunde findet sich die von späterer Hand nachgetragene Jahreszahl "1300". Dass allerdings eine Datierung auf das Jahr 1340 zutreffend ist, ergibt sich aus einem Eintrag in den Frankfurter Schöffengerichtsbüchern (vgl. FW02, Nr. 170, [99], mit dem Tagesdatum VI 19: Hierbei erscheint ein Jude namens Josef als Kläger gegen die Witwe Sterkelins (selgin Sterkelins frawe) bezüglich einer nicht genannten Forderung. Weil keine Einigung zu Stande kommt, wird ein weiterer Gerichtstermin angesetzt). Vgl. hierzu auch die Urkunde FW01, Nr. 241, in der Graf Johann von Sponheim als Streitschlichter zwischen den genannten Parteien zur Vermittlung eingesetzt wird. Einige Worte sind aufgrund starker Wasserschäden nicht mehr lesbar.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 08.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 173, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-022w.html (Datum des Zugriffs)

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