Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 206

1344 März 14

Vor dem Dekan des Stifts St. Bartholomäus und dem Offizial der Frankfurter Propstei bekennen Heilmann Emche von Ditzenbach und Rucker Hashard von Sachsenhausen, dass sie dem Frankfurter Juden Minman, Sohn Fidemans, zweieinhalb Pfund Heller zu den nächsten Weihnachten schuldig sind. Sollte sich die Rückzahlung über diesen Zeitpunkt hinaus verzögern, wird wöchentlich ein Zins von drei Hellern pro Pfund anfallen. Als Bürge benennen die Schuldner Hermann Hebrer, der in Frankfurt auf Mahnung Einlager leisten soll. Weigert sich dieser, so kann die bis dahin ausstehende Summe in der Weise gepfändet werden, als wäre diese vor Gericht erklagt worden. Zudem stehen Minman von den Schuldnern eine Gans und zwei Hühner zu dem obigen Zahlungstermin zu. Zur Bestätigung beglaubigen der Dekan von St. Bartholomäus und der Offizial der Frankfurter Propstei diese Regelungen mit ihren Siegeln.

For uns dem dechen zuͦ sant Bartholomaeus und dem official der probstye zuͦ Frankinfurt bekanten Heylman Emche von Ditzenbach und Rucker Hashard von Sasinhusin, daz he schuldig ist Minman, Fydemans suͦn, judin zuͦ Frankinfurt, und sin erben drithalb pfond hell[er] houbit geldis in den vier heylgen tagen von Wihenahten nuͦ nehst kuͦmin nach gift diz brifes. Stuͦnd ez lenger, so ginge uf ye daz phond dry hell[er] zuͦ ye der wochen, die buͦrgen leysten oder nit (1). Und han ouch globit guͦde buͦrgin zuͦ (2) sin unvorscheiden[lich] Herman Hebrer und sal leysten zuͦ Frankinfurt, so sie von den judin oder von sin badin gemanit werdin. Endede he ez nit, so sulden in die judin pendin for houbit gelt und for schaden alz werez an grichte irklagit. Und ist ouch schuldig den judineyn gans und zwey honer uf den vorgenant tag. Und zuͦ urkuͦnde so henkin wir unser Ingeziget an diesen brife, der gebin ist nach Cristus geburt druͦzenhondird iar und in dem vier und viergensten iare uf Mitefasten.

Rückvermerk:

הילמן אמכין ב ליט וחצי לניתל מדיצפך [Hilman Emchin 2 1/2 Lit[ra] (Pfund) auf Nittel (Weihnachten), von Dizpach]

(1) UB Juden Frankfurt: .. (2) UB Juden Frankfurt: zu

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 92, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 81, S. 24.

Kommentar:

Die zunächst merkwürdig anmutenden Ungenauigkeiten im Gebrauch von Singular und Plural in der vorliegenden Bestätigung des Kreditgeschäfts, welche auch Kracauer in seiner Edition der Urkunde teilweise gesondert vermerkt hat, lassen auf die Existenz von formelhaften Vorgaben zur Erstellung derartiger Beglaubigungen schließen, an denen sich die Schreiber orientierten.

Der hebräische Rückvermerk gibt lediglich den Namen eines der beiden Schuldner an. Zudem verzeichnet er das Datum der vereinbarten Rückzahlung des Kredits (Nittel = Weihnachten).

(chj.) / Letzte Bearbeitung: 03.11.2011

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 206, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-005l.html (Datum des Zugriffs)

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