Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 197

1337 April 10

Elekt Gerhard von Speyer (Gerhardus, dei gratia electus confirmatus ecclesiae Spirensis) bekundet einen Vertragsabschluss mit Erzbischof Balduin (Baldewin[o]) von Trier, der einst auf Bitten von Walram, dem Speyrer Elekten und unmittelbarem Vorgänger Gerhards, sowie von Adligen, Vasallen und Burgmannen der Speyrer Kirche die Administration des zerrütteten, hoch verschuldeten Hochstifts Speyer übernommen und dafür große Summen aufgewendet hat. Die Speyrer Kirche schuldet Balduin 30.000 Pfund Heller, über deren Bezahlung genaue Abmachungen getroffen werden. Der Kantor Konrad von Kirkel und der Speyrer Kanoniker Johann von Trier (Iohannes de Treviris) sowie Konrad, Schenk von Erbach (pincerna de Erpach), sind Balduins Bevollmächtigte. Gesondert festgelegt wird unter anderem, dass Erzbischof Balduin sich hinsichtlich der Gelder, die er zugunsten der Mainzer Kirche von Straßburger Juden geliehen hat, verpflichtet, den Elekten Gerhard und die Speyrer Kirche nach Kräften von diesen Schulden zu lösen. Falls ihm das nicht möglich ist, soll er die Städte und sonstigen Bürgen aus dem Bereich des Speyrer Hochstifts von ihrer Haftung für das Kapital des Kredits (de ipso debito principali) befreien und es den Juden bezahlen. Falls er einen Teil dieses Hauptguts entrichtet und ihn von der Speyrer Kirche erstattet bekommt, muß dieser Betrag von den 30.000 Pfund Hellern abgezogen werden. Sollten der Elekt und die Speyrer Kirche die Zinsen für diese Schulden auf sich nehmen müssen, ist diese Summe nicht von den 30.000 Pfund abzuziehen (verum de quibusdam debitis per praefatum dominum Baldwinum occasione ecclesiae Moguntinensis et pro eius necessitatibus apud quosdam iudaeos Argentinenses contractis est ordinatum specialiter et condictum, quod saepedictus dominus Baldwinus nos et praedictam ecclesiam nostram Spirensem debebit, in quantum poterit, ab huiusmodi debitis relevare. Ubi autem haec facere non poterit, tunc quaedam oppida nostra et dictae ecclesiae nostrae Spirensis, qui se pro dictis debitis apud praefatos iudaeos obligarunt, vel fideiussores dictae ecclesiae nostrae Spirensis apud praefatos iudaeos super dictis debitis fideiussorie similiter obligati, de ipso debito principali solvere, numerare et tradere realiter praefatis iudaeis opportuerit vel contigerit, et si de hoc, videlicet quantum de ipso debito principali solverit, nos eisdem satisfacere et refundere contigerit, tantum debebit nobis et dictae eccleisae nostrae de praetacta summa triginta millium librarum Hallensium defalcari. Sed super dampnis, si quae nos vel dictam ecclesiam nostram alias occasione dictorum debitorum sustinere contigerit, praefatum dominum Baldwinum impetrare omnino debebimus, nec horum occasione dampnorum sibi debebit de praetacta summa triginta millium librarum Hallensium aliquid defalcari).

Anhängende Siegel des Elekten Gerhard, des Speyrer Domkapitels, der drei Bevollmächtigten Balduins, von 24 Bürgen und von den Städten Bruchsal, Waibstadt und Lauterburg.

Datum anno domini millesimo trecentesimo tricesimo septimo, feria quinta ante dominicam palmarum.

Überlieferung:

München, BHStA, Rheinpfälzer Urk. 11, Orig. (A 1), lat., Perg.; weitere Ausfertigungen in Koblenz, LHA: 1 A Nr. 4900 (A 2) und Nr. 4901 (A 3).

  • UB zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer 2, Nr. 1, S. 1-18.
  • REM 1, 2, Nr. 3613, S. 169;
  • Zur Geschichte des Bischofs Gerhart, Nr. 3, S. 81.
  • Weiss, Politik (1927), S. 97;
  • Dominicus, Baldewin (1862), S. 345-347;
  • Remling, Geschichte 1 (1852), S. 597-599.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 12.03.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 197, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-0183.html (Datum des Zugriffs)

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