Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 175

1334 Oktober 26, [Straßburg]

Vor dem Straßburger Offizial und den Richtern der Kurien des Propstes und des Thesaurars der Straßburger Kirche wird beurkundet, dass in formeller Weise (in figura iudicii) die folgenden Juden: Aaron; Philer; Gottlieb (Gotliep) alias Koge; Elija (Elyad) alias Vögelin; Jonatan (Ionathon) alias Kullon und Heckelin, Söhne des verst. David d. Ä.; Jakob und Meir (Meyger) alias Enselin von Überlingen (Uberlingen), Schwiegersöhne (Schwäger?) (generi) Davids d. Ä.; Jecklin (Ieckelinus), Sohn des verst. Selmelin; Vögelin, Schwager (Neffe?) (sororius) Jecklins; Barina, Witwe Davids d. Ä.; Bela, Witwe Bendits; Löwelin, Belas Sohn; die Brüder Lason, Löwelin und Benyad, Söhne des verst. Mennelin; die Brüder Symund und Sibelin, Söhne des verst. Abraham von Ehnheim (Ehenheim); Salman, Sohn des verst. Jakob von Rheinau (Rynoͧwe); Jakob von Molsheim (Molleshein) und seine Söhne Vivelin und Mennelin; Mose (Moyses) von Reichenweier (Richenwilre); Gerschom (Gerschon) von Landau (Landoͧwe), Ehemann der Husela (maritus Husele); Michael alias Chohel (Michahel dictus Chohel); Trinlind, Witwe Isaaks von Ehnheim (Ehenhein), und ihr Sohn Aaron; David von Löwen (Loͤven); Dyrel, Sohn des verst. Salman; Isaak von Buchsweiler (Buhswilre); Abraham von Westhofen (Westhoven); Isaak, Schwiegersohn (Schwager?) Richenzas (gener Richentze); Ester (Estar) von Hagenau (Hagenoͧwe); Richenza, Tochter von Bune (Buna?) (Richentza filia Buͦne), und ihr Sohn David; Symela von Hagenau (Hagenoͧwe)und ihr Sohn Isaak; Bonfant (Bonafant) von Rheinau (Rynoͧwe)und sein Bruder Isaak; die Brüder Vivelin und Chajim, Brüder von [Gottlieb alias] Koge (Viuelinus, Heynn, prefati Koge fratres), sowie Morel, Sohn des verst. Vivant von Corbeil (Morel natus quondam Viuantz de Kurbelle), und die, wie es üblich ist, spontan und nicht unter Zwang durch ihre Boten zusammengerufene Judengemeinde der Stadt Straßburg (universitas synagoge seu iudeorum civitatis Argentinensis) erschienen sind und sich, auch für ihre Erben und Nachfolger, auf ewig durch diese Urkunde (hiis litteris) gegenüber Meister, Räten und Bürgern der Stadt Straßburg zur Einhaltung folgender Bestimmungen verpflichtet haben: Erstens, dass sie die Stadt Straßburg oder einen Bürger oder eine Bürgerin derselben [im Wege einer Schuldpfändung] niemals angreifen oder [in ihre Güter] einfallen und sie besetzen (numquam impetere […], occupare neque invadere) oder dies veranlassen dürfen wegen irgendeines Kredits (pro quocumque credito, in volgari vúr keine schulde) oder irgendeines Versprechens, durch den oder das [die Bürger] sich gebunden oder das sie [den Juden] gegeben haben, und sei es [nur] als Teil einer Gemeinschaft (in volgari, da sie teil oder gemeine an hettent oder gewúnnent), wenn sie ihre Kreditforderungen nicht [vorher] in Straßburg erfolgreich und ohne List eingeklagt haben (nisi in civitate Argentinensi, ubi poterunt sua credita exigere et evincere, in volgari in gewinnen, mediante judicio absque dolo). Sie [die Juden von Straßburg] dürfen auch mit niemandem, der sich nicht [zur Einhaltung] der Bestimmungen dieser Urkunde (qui se non astrinxit ad conscripta in hoc instrumento) (1) verpflichtet hat, allein oder in Gemeinschaft Darlehen an Bürger beiderlei Geschlechts von Straßburg vergeben und dürfen in der beschriebenen Weise [dafür nur] in Straßburg sich Recht sprechen lassen. Die Juden dürfen auch ihre an Straßburger Bürger beiderlei Geschlechts vergebenen Kredite niemandem übertragen oder mit ihm teilen, wenn dieser sich nicht verpflichten will, diesbezüglich [nur] in Straßburg sein Recht zu erhalten, so wie vorher beschrieben. Falls ferner irgendein Jude oder eine Jüdin nach Straßburg kommt, der/die dort momentan nicht ansässig ist und einem Bürger oder einer Bürgerin Straßburgs Geld leihen will, ist letzterer/letztere verpflichtet, ihn/sie einem der drei [Stett-]Meister am selben Tage, an dem sie von seiner/ihrer Ankunft erfahren haben, anzuzeigen (in vulgari ruͤgen). Sie dürfen ihm/ihr auch keine Hilfe dabei leisten, in irgendeiner Weise an Straßburger Bürger beiderlei Geschlechts Geld zu verleihen, bis er/sie sich [zur Einhaltung] alles oben Aufgeschriebenen verpflichtet hat. Wer von jemandem erfährt, der es vorzieht, einen solchen Darlehensvertrag [dennoch] abzuschließen, hat ihn noch am selben Tage anzuzeigen (in volgari sú súllent in oͧch ruͤgen bi der selben tagezit). Alle vorgeschriebenen Verpflichtungen und Artikel [einzuhalten] haben alle vorgenannten Jüdinnen und Juden und besonders diejenigen, die namentlich aufgeschrieben wurden, durch einen auf die Tora geleisteten Eid (per iuramentum super libris Moysi ab eis prestitum more iudayco) garantiert.

Es siegeln die genannten Kurien auf Bitten der anwesenden Parteien.

Actum et datum feria quarta ante festum omnium sanctorum, que fuit VII kalendas novembris, anno domini millesimo trecentesimo quarto.

Rückvermerk:

Der iuden brief

(1) In der Edition im UB Straßburg fehlt non.

Überlieferung:

Strasbourg, AM, CH 968, Orig., lat. und dt., Perg.

  • UB Straßburg 5, Nr. 33, S. 45 f.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 82, 126 und 467;
  • GJ 2, 2, S. 799;
  • Ginsburger, Première communauté (1946), S. 73-75;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 59-61;
  • Caro, Sozialgeschichte 2 (1920), S. 179.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 13.02.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 175, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-015n.html (Datum des Zugriffs)

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