Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 149

1330 November 3, München

Kaiser Ludwig [der Bayer] bekundet, dass er die Juden zu Straßburg (Strazburg) und ihren Besitz in seine besondere Gnade, seinen Schutz, sein Geleit und seinen Frieden aufgenommen hat. Er bestätigt ihnen alle Privilegien und Freiheiten, deren sich die anderen Juden, sowohl in den Reichsstädten als auch anderswo, bislang von den Königen und Kaisern erfreuten. Weil die Juden seinem Willen stets entsprochen haben, erläßt der Kaiser ihnen ebenso wie der Stadt Straßburg [Nach-]Forderungen bezüglich nicht erfolgter Zahlungen der ihm als König gewöhnlich von den Juden zustehenden 60 Mark Silber pro Jahr an Steuern (gewerf) und erklärt gleichzeitig Anweisungen auf dieses Geld zugunsten Dritter für nichtig. Den Juden wird das Fortbestehen ihrer Rechte und Gewohnheiten nach dem Herkommen garantiert. Bezahlen die Juden künftig regelmäßig ihre Jahressteuer an [Ludwig] bzw. seine Nachfolger (nachkomen) oder seine Amtleute, sollen sie lidig sin beide lehendes, gebendes, varnlaszendes unde aller hande getrangnisze von Ludwig und seinen pflegern. Wird gegen diese Zusicherung verstoßen, sollen Meister und Rat zu Straßburg die Juden schützen. Seinen Landvögten, pflegern, Amtleuten und Richtern gebietet Ludwig, dass man den Straßburger Juden rihte von schulde und ihnen [bei ihren Darlehensgeschäften] helfe gemäß ihren [Schuld-]Briefen und der Wahrheit bezüglich Kapital und Zinsen (umbe hoͧptguͦt unde umbe wuͦcher). Die Juden sollen auch durch keinen Bann oder frevel gegen sie, durch die sie Einbußen an den Zinsen (dem wuͦcher) erleiden würden, behindert werden, sei es vonseiten des Jakob von Chartunke (Cahors), der sich Papst nenne (1), oder von anderen Gerichten.

Ankündigung des kaiserlichen Siegels.

[…] geben […] zuͦ Munichen, an dem samesdag nach aller heiligen dag, do man zalt von Cristes geburte drùzehenhundert iar in dem drissigistem iar, in dem sehtzenden iare unsers riches unde in dem dritten dez .. keisertuͦmes.

(1) Papst Johannes XXII. hieß vor seiner Wahl Jakob von Cahors.

Überlieferung:

Strasbourg, AM, CH 896, unbesiegelte Kanzleiausfertigung, dt., Perg.

  • MGH Const. 6, 1, Nr. 877, S. 731;
  • Scheid, Histoire (1887), Nr. 3, S. 322 f. (sehr fehlerhaft);
  • UB Straßburg 2, Nr. 520, S. 474 f.
  • Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern 4, Nr. 70, S. 41 f.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 517;
  • GJ 2, 2, S. 799;
  • Ginsburger, Première communauté (1946), S. 69;
  • Ephraim, Histoire (1925), S. 5;
  • Glaser, Geschichte 1 (1924), S. 54-57 (mit Edition aus UB Straßburg);
  • Caro, Sozialgeschichte 2 (1920), S. 144;
  • Rösel, Reichssteuern (1910), S. 31 und 46;
  • Glaser, Geschichte (1894), S. 10 f.;
  • Scheid, Histoire (1887), S. 16 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 19.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 149, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-012j.html (Datum des Zugriffs)

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