Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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337 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 132.

Elsass 1, Nr. 127

1326 Februar 10, Selz

König Friedrich [der Schöne] bekundet, dass das Heilige Römische Reich seit dem Antritt seiner Herrschaft durch die Angriffe zahlreicher Feinde an den Rand des Untergangs gebracht wurde und niemand es verteidigt hat außer, vor allen anderen Fürsten, seine geliebten Brüder und Fürsten, die Herzöge von Österreich und Steier[mark] Leopold [I.], Albrecht [II.], Heinrich und Otto - die dadurch unerträglichen Schaden und ebensolche Unkosten erlitten haben -, so dass nach dem Willen Gottes im Reich wieder Ruhe und Frieden herrschen. Nach eingehender Beratung mit seinen und des Reiches Fürsten und Experten (sapientum) verspricht Friedrich seinen Brüdern zum Ausgleich ihres Schadens und zur Vergeltung ihrer Anstrengungen 26.000 Mark reinen Silbers Konstanzer Gewichts. Dafür werden ihnen folgende Reichsgüter verpfändet und angewiesen: die Stadt Schaffhausen (Schafhusen), Stadt und Klostervogtei zu St. Gallen (Sancti Galli), die Stadt Pfullendorf (Phulndorf) und das Patronatsrecht der dortigen Kirche, Stadt und Burg zu Rheinfelden (Rinvelden), die Stadt Mülhausen (Mùlhusen)und das Patronatsrecht der dortigen Kirche, Burg und Stadt zu Kaysersberg (Cheisersberg), die Stadt [Ober-]Ehnheim (Ehenheim) und das Patronatsrecht der dortigen Kirche, Stadt und Klostervogtei zu Selz (Selsa), die Talschaft (vallem) in Uri (Ure) und die Vogtei des Klosters Disentis (Tysentis), jeweils mit allen weiteren König und Reich gehörenden Kirchenpatronaten sowie allen jetzt in den genannten Städten ansässigen Juden und ihren Steuern (eorundem steuris) und sämtlichen sonstigen Rechten, Erträgen und Pertinentien, die zu den genannten Gütern gehören. All dies wird auf die Brüder des Königs und ihre Erben übertragen, bis es für die genannte Summe Silbers vom König oder seinen Nachfolgern ausgelöst wird. Die während der Verpfändung anfallenden Erträge sind den Inhabern geschenkt und werden nicht auf das Hauptgut [der Schuld] angerechnet (fructibus exinde obligacione predicta pendente perceptis, quos eciam pro obsequiis ipsorum eis libere donavimus, in sortem principalem minime computatis). Da bekanntermaßen von dem aufgelisteten Reichsgut die Burg Rheinfelden, die Vogtei Disentis und einige sonstige Besitzungen bereits anderen Personen verpfändet sind, erhalten die Brüder des Königs dessen volle Ermächtigung, sie für jene Summe auszulösen, für die sie gemäß glaubwürdigen Urkunden verpfändet wurden. Die dafür aufgewendeten Gelder sollen zur Hauptschuldsumme hinzuaddiert werden, und die Inhaber der Pfänder sollen auf diese verzichten, wenn die Brüder des Königs sie auslösen wollen.

Ankündigung des Majestätssiegels.

Datum apud Selsam, IIII idus februarii, anno domini millesimo trecentesimo vicesimo sexto, regni vero nostri anno duodecimo.

Überlieferung:

Wien, HHStA, AUR 1326 II 10, Orig., lat., Perg.

  • MGH Const. 6, 1, Nr. 149, S. 103 f.;
  • UB Abtei Sanct Gallen 3, Nr. 1307, S. 459 f.;
  • Kopp, Aufleuchten (1856), Nr. 3, S. 305 f.;
  • Kurz, Oesterreich (1818), Nr. 31, S. 500-503.
  • Regesta Habsburgica 3, Nr. 1645, S. 204;
  • Rechtsquellen des Kantons Argau 1, 7, Nr. 19, S. 26;
  • UB Abtei Sanct Gallen 4, Nr. 181, S. 1056;
  • Urkunden zur Schweizer Geschichte 1, Nr. 323, S. 193 f.;
  • Kaiserurkunden in Abbildungen, S. 468, zu Lieferung XI, Tafel 51;
  • Cartulaire de Mulhouse 2, Nr. 164bis, S. 533 f.;
  • Amtliche Sammlung 1, Nr. 133, S. 398;
  • RI (alt) 1314-1347, Nr. 215, S. 178;
  • Lichnowsky, Geschichte 3 (1838), Nr. 695, S. 394.
  • GJ 2, 1, S. 394, S. 555, Anm. 12, und S. 614;
  • Preger, Verträge (1883), S. 129 f.;
  • Kopp, Aufleuchten (1856), S. 302;
  • Lichnowsky, Geschichte 3 (1838), S. 172.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 09.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 127, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-00zs.html (Datum des Zugriffs)

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